Warten auf die "Letzte Generation"

Aktivisten der „Letzten Generation“ haben heute für mehrere Stunden den Flugverkehr in Hamburg und Düsseldorf lahmgelegt.
Mehr als 50.000 Menschen kamen in den Genuß einer sehr spezifischen Urlaubsfreude.
Oder, in den Worten von Wirtschaftsminister Robert Habeck:
„Die Aktivisten, die jetzt lauter Menschen die Reise in den Urlaub verbauen, schaden dem Anliegen Klimaschutz massiv. Wer sich wirklich für Klimaschutz einsetzen will, der muss die gesellschaftliche Akzeptanz mit im Blick haben.«
Oder, in den Worten von Verkehrsminister Volker Wissing:
„Diese gefährlichen Eingriffe in den Verkehr müssen ein Ende haben. Was die Letzte Generation betreibt, ist kein Klimaschutz, sondern Kriminalität“.
Oder, in den Worten des NRW-Innenministers Herbert Reul (CDU):
„Diese Klima-Chaoten sind keine Aktivisten, sondern Kriminelle“.

Ok, soweit die „große“ Politik.
Aber, so wird die Jazzpolizei gefragt, was hat das mit Jazz zu tun?
Haben die Blockierer bis zum Eintreffen der Polizei vielleicht „I should have known better“ in der Fassung von Brad Mehldau aus ihren smartphones tönen lassen?

Nun, erst gestern ist die Jazzpolizei in unserer kleinen Welt wieder auf das Triggerwort gestoßen: in den „JazzNews, Nr. 13/2023“ aus dem Jazzinstitut Darmstadt.
Unter Hinweis auf das kommende 18. Jazzforum („Destination Unknown: Die Zukunft des Jazz“) wird dort mit dem korrespondierenden Blog verlinkt.
Wo wiederum der Leiter des Institutes, Wolfram Knauer, ein beachtliches Wolkenkuckucksheim eröffnet:
„Der Jazz, behaupten wir gern – übrigens auch im Teaser für die letzten, also das 16. (Jazz und Politik) und das 17. Darmstädter Jazzforum (Diversität im Jazz), – bildet idealerweise die Diskurse unserer Gesellschaft ab. Wo aber sind dann die Musiker:innen migrantischen Backgrounds? Wo findet sich die ´letzte Generation´ auf der Jazzbühne wieder? Wo kämpfen Instrumentalist:innen für die Rechte marginalisierter Gruppen unserer Gesellschaft?“
Die Jazzpolizei tut sich schwer, hier nicht von einer grotesken Selbstüberschätzung unserer kleinen Welt zu sprechen.
Möglicherweise entgeht der Jazzpolizei aber der durchtriebene Hintersinn der Knauer´schen Postulate.
Sie erinnert an das lustige Video, wo Aktivisten an das Dirigentenpult der Hamburger Elbphilharmonie sich kleben - und mitsamt des Pultes in einen Nebenraum eskortiert werden.
Welcher Gegenstand auf einer „Jazzbühne“ böte genügend sichere Klebefläche?
Möglicherweise geht es ja nur darum, im Falle eines Falles präpariert zu sein, die Aktivisten einfach wegzulachen. Live.

erstellt: 13.07.23
©Michael Rüsenberg, 2023. Alle Rechte vorbehalten