Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (FAS) kümmert sich im Allgemeinen wenig um Jazz - heute sogleich zwei Mal!
Im ersten Buch, also im Politikteil.
Auf Seite 4 berichtet Oliver Georgi von einer Reportagereise durch Thüringen, auf der Suche nach und im Kontakt mit AfD-Wählern.
Den ersten, den er trifft, in Nordhausen, öffnet sich ihm, obwohl der sich doch geschworen hatte, nicht mit Vertretern „des Systems“ zu reden.
Mitten in einer Suada über all die Mißstände wird der namenlose Rentner mit einer unerfreulichen Erscheinung zitiert, die wir im Westen gar nicht mehr kennen:
„…die Ukrainer kriegen alles und er mit seiner mickrigen Ost-Rente viel zu wenig, und auf der Straße vor seiner Wohnung haben sie neulich schon wieder Jazz gespielt,
stellen Sie sich das mal vor!“
Wurde der Ärmste hier Zeuge (oder Opfer?) der vielzitierten „widerständigen“ Kraft des Jazz?
Zeigte sich hier „die politische Ästhetik des Jazz“ (um mit einem aktuellen Buch-Untertitel zu sprechen)?
Jazztheoretiker sollten einmal darüber nachdenken!
Auf Seite 2 der FAS (wir hätten es beinahe übersehen wie unser Freund Ludwig M.) das beliebte Pro & Kontra, hier genannt „Guter Söder/Schlecher Söder“, ein absolut brillantes Stück - nicht von zwei Autoren, sondern von ein- und demselben: Timo Frasch.
Auch hier erscheint der Jazz; allerdings wie immer, wenn er sich zum Verb verflüssigt, in einem - gleichfalls (siehe oben) - negativen Kontext:
„Und wenn er (Markus Söder; Anm. Jazzcity) im Wahlkampf merkt, dass er das Thema Asyl doch besetzen muss, wird Lampedusa zum Wendepunkt hochgejazzt“.
erstellt: 01.10.23
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