MAKKRO .why *****
01. Believer (Lorenzen), 02. The One (Sauerborn), 03. #drachen, 04. Opus (Trumann), 05. Collapsed/White (Sauerborn), 06. Kellij (Lutz), 07. Chuckie Slott (Lorenzen), 08. Rakete, 09. Kroone
Janning Trumann - tb, Christian Lorenzen - ep, synth, David Helm - b, synth, Oliver Lutz - bg, synth, Fabian Arends - dr, perc, Thomas Sauerborn - dr, synth, perc
rec. 11/2014
Klaeng Records 014
Makkro sind nun dort, wo sie von Alter & Ausbildung her hingehören: sie publizieren auf Klaeng Records, obwohl keiner dem Klaeng-Kollektiv angehört.
Dessen sieben Mitglieder (darunter sechs WDR-Jazzpreisträger) sind brillante Netzwerker, ihr Einfluss reicht weit über die eigenen Aktivitäten hinaus: durch ihr Klaeng-Festival, durch ihr Klaeng-Label.
Damit wiederholt sich im Kleinen, was ihre (Hochschul)Lehrer von der Initiative Kölner Jazzhaus e.V. vor 30 Jahren im Großen vorgemacht haben: die Entwicklung einer eigenen Szene, in der Musiker zugleich auch Kuratoren sind. Mit anderen Worten: ihr Gestaltungswille stellt Ansprüche über das eigene Handwerken hinaus.
Im Unterschied zur Generation davor verfügen Klaeng & Co. nicht über eine eigene Immobilie (dort der Stadtgarten), auch nicht über eine eigene Ausbildungs-Institution (dort die Offene Jazzhausschule).
Strukturen müssen nicht gedoppelt werden; es reicht, Gefässe umzufüllen. So ist das Klaeng Festival nun auch im Stadtgarten untergekommen, Makkro sind jüngst dort aufgetreten.
Gegenüber dem Debütalbum hat es eine Umbesetzung gegeben (David Helm statt Reza Askari), das Konzept eines Doppeltrios besteht fort, ebenso das Konzept einer Art von Jazzrock mit analoger Elektronik und ihren „verwaschenen“ Klängen sowie Anleihen an der „Clubmusic“.
Typisch dafür der opener mit seinen in der Attacke verzögerten Akkorden vom Wurlitzer E-Piano, dem downtempo Groove, der hier freundlicherweise von einem der beiden Schlagzeuger angeshufflet wird. Nicht unähnlich das Finale mit seinem gedehnten Thema und dunklen Akkorden a la Radiohead.
Diese wie überhaupt die meisten Titel hat Christian Lorenzen geschrieben, der zwischenzeitlich mit seinem Zooom Trio beachtlich reüssiert hat.
Wenn man auch den jüngeren Konzerteindruck hinzuzieht (diese Produktion ist bei ihrer Veröffentlichung ein gutes Jahr alt), so erscheint Lorenzen als derjenige, bei dem wortwörtlich das Konzept dieser Band in besten Händen liegt.
Mit dem Wurlitzer E-Piano, dessen Produktion in seinem Geburtsjahr (1982) eingestellt wurde, weiß er wirklich etwas anzufangen. Die Beiträge der beiden anderen, die ebenfalls mit „synth“ gelistet sind, bleiben unklar.
Live war Oliver Lutz mit seinem antiken Juno 60 wie mit einem störrischen Esel geschlagen, aber in der Hauptsache - nämlich im Kontrast zu David Helms´ Kontrabaß - bleibt dieser Teil der Doppel-Rhythmusgruppe erstaunlich farblos.
Die beiden Bässe eröffnen „Opus“, wenn wir es recht hören in einer Addition aus 7/8 und 8/8, ansonsten wird das Kapital einer solchen Besetzung kaum genutzt.
Ähnlich die beiden Schlagzeuger: „Collapsed/White“ erfreut durch polymetrisches Verwirrspiel, die Krönung aber, ein regelrechter ProgRock-Vamp a la King Crimson, den Thomas Sauerborn da hinein platziert, entfaltet kaum Kraft.
Möglicherweise ist auch Makkro wieder so ein Fall, wo der schöne Vorteil des Selbst-Produzierens einfach nicht das volle Potenzial einer Band zur Entfaltung bringt. Und ein externer Produzent, der eben nicht nur die berühmten „frischen Ohren“ mitbringt, sondern vor allem Erwartungen an dieses tolle Format artikuliert, eine große Hilfe wäre.
erstellt: 30.03.16
©Michael Rüsenberg, 2016. Alle Rechte vorbehalten