STEVE GADD BAND 70 Strong *****
01. From Home (Gadd, Fowler, Goldings, Johnson, Landau), 02. Freedom Jazz Dance (Eddie Harris), 03. Written in Stone (Goldings), 04. The long Way home (Landau), 05. Sly Boots (Goldings), 06. Duke´s Anthem (Fowler), 07. Elegant Squares (Goldings), 08. Desu (Jimmy Johnson), 09. De Volta Ao Samba (Buarque), 10. Oh, Yeah? (Hammer, Saunders), 11. Blues for…(Landau)
Steve Gadd - dr, Walt Fowler - tp, flh, Larry Goldings - keyb, acc, Michael Landau - g, Jimmy Johnson - bg
rec. 2014 (?)
BFM Jazz 3020624292
Am 9. April 2015 wurde Stephen Kendall Gadd, genannt Steve, Drummer-Ikone der 70er und 80er Jahre, siebzig.
Dass es ihm gut geht, dass das Datum zu feiern ist, belegt er mit „70 Strong“.
Eine ganz Zeitlang dachten wir, das Album käme erst mit track 4, „The Long Way home“, geschrieben von seinem stärksten Pferd im Stall, Michael Landau, zu Kräften.
Landau hat hier einen typischen West Coast medium funk geschrieben, mit allerlei gospel-getränkten Durchgangsakkorden, er groovt auf unnachahmliche Weise, das Thema stellt er auf der Dobro vor, einer akustischen Gitarre mit Metall-Body. Larry Goldings orgelt im Hintergrund, für zwei Soli wechselt er zum Wurlitzer, das klanglich den Blues ansaugt, wie es das Fender Rhodes kaum je vermag.
Das Stück hätte auch vor 30 Jahren schon entstehen können, es ist Jazzrock von geradezu zeitloser Eleganz.
Nach mehrmaligem Hören aber drängt sich mehr und mehr der Eröffnungstrack auf, „From Home“. In der sowieso wackligen stilistischen Geographie gewissermaßen das New York Pendant zu „The Long Way home“, jedenfalls ein medium funk, wie er von Richard Tee (1943-1993) in den 70ern für Stuff hätte geschrieben werden können, jenes legendäre Ensemble aus New Yorker Sessionmusikern, dem auch der Bandleader angehörte.
Steve Gadd bringt hier ein typisches drum-pattern jener Zeit unter, den Disco-offbeat 1+, 2+, 3+, 4+. Aber das tut er erst später!
Vorher lässt er, was er selten tut, die snare Akzente wandern, was den Groove trotz definitivem funk feeling herrlich in der Schwebe hält.
Auch der Eddie Harris-Klassiker „Freedom Jazz Dance“ (1965) enthüllt nach und nach seine Schönheit. Der ex-Zappa-Mann Walt Fowler überzeugt nicht recht, aber dafür Gadd und Goldings umso mehr; sie brechen den New Orleans backbeat des Stückes durch Interventionen auf, Goldings in einer Art, als gelte es, Eddie Harris erneut mit Miles Davis („Bitches Brew“) zu verbinden.
„Written in Stone“, die erste von mehreren Goldings-Kompositionen, ist ein schöner Western-Bolero, gespielt auf dem Akkordeon.
Danach verliert das Album Spannung, diverse Balladen wechseln einander ab, durchaus mit Eleganz, aber ohne die Rafinesse der ersten Hälfte.
Eine schönen Idee, „Oh Yeah?“ von Jan Hammer und Fernando Saunders aus dem Jahre 1976 aufzugreifen, aber erst nach zwei Drittel der Zeit fließt in Gestalt von Michael Landau´s E-Gitarre Würze über den durchlaufenden Beat. Der Mann hat Ton & timing (an Jeff Beck geschult)!
Die letzten sieben Minuten gehören wieder ihm: ein konventioneller, blitz-sauberer Blues, weit unterhalb des Levels seiner eigenen, ausschweifenden Einlassungen zu dieser Form.
erstellt: 10.08.15
©Michael Rüsenberg, 2015. Alle Rechte vorbehalten