FREDERIK KÖSTER/NDR BIG BAND K.on the Shore *******
01. Opening/Lonely Young Man/Yougottadance (Köster), 02. Arch Duke, 03. About Birds, 04. K. on the Shore, 05. About Frogs and Worms, 06. Aomame and Tengo, 07. HB Wonderland/Closing, 08. Naoko
Frederik Köster - tp, flh, Jonas Burgwinkel - dr
NDR Big Band
Geir Lsyne - cond
Fiete Felsch, Björn Berger, Julius Gawlik, Frank Delle, Daniel Buch - saxes, flutes
Martijn de Laat, Ingolf Burkhardt, Christian Höhn, Percy Persglove, Christian Mehler - tp, flh
Dan Gottschalk, Klaus Heidenreich, Will Pethick, Ingo Lahme - tb, btb
Florian Weber - p, Sandra Hempel - g, Ingmar Heller - b, Marcio Doctor - perc
rec. 27.-30.05.2024
Traumton Records 4734
Frederik Köster kann´s gut mit den großen. Das war 2016 das Philharmonische Orchester der Stadt Hagen („Homeward Bound Suite“), das ist nun die NDR Big Band.
Wie die meisten in dieser Rolle ist er ein Gelegenheitsschreiber für Big Band.
Seine Homebase, das ist seit einem Dutzend Jahren Die Verwandlung, sein nun wirklich bemerkenswertes Jazzrock-Quartett.
Von dort hat er Jonas Burgwinkel mitgebracht. Es ist geläufige Praxis unter den deutschen Radio Big Bands, je nach Projekt ihren etatmäßigen Drummer auszutauschen gegen einen nach Wunsch des jeweiligen Gastkomponisten.
Dass Köster der Wechsel von hier nach dort, der Sprung vom kleinen Format ins größere gelingt, liegt an seinem Instinkt für Melodik, für Stimmführung. Er versteht sich auf durchscheinende Melodik, gar auf „Leitmotivik“, von der der Begleittext zum Album ganz zutreffend spricht.
Er bedient selbstverständlich die kollektiven tutti. Aber was die vortragen, ist von erfrischender, ja, „Transparenz“ und Nachvollziehbarkeit. Und wenn es nicht das Leitmotiv ist, das hier im zweiten Teil von track 1 und dann in 5 und 7 wieder aufscheint, dann sind es anderweitig einprägsame Linien, die einem aus früheren Quartett-Alben vertraut sein wollen.„K.on the Shore“ zielt offenkundig darauf ab, Inseln mit Kleincombo-Charakter neben die Aufwallungen & Einflüsterungen der großen hervorzuheben.
Na klar, „K.on the Shore“ ist auch ein Blechbläser-Fest. Das Ganze eröffnet mit Fanfaren-Motivik (typisch Köster) und vergisst auch zwischendrin nicht solche Signale.
Der Gastkomponist, der an Trompete & Flügelhorn wieder glänzt, lässt Nebenbuhler zu, in zwei ausgesprochenen Flügelhorn-Features (Christian Höhn in „Arch Duke“ und Percy Pursglove in „Naoko“).
Die Big Band durchläuft einen lebhaften Parcours mit diversen Grooves: einen schnellen 9/8 in „Yougottadance“; ein rubato im schon erwähnten lyrischen „Arch Duke“; ein 5/4 medium swing in „About Birds“, dessen Thema die Großformation geschickt durch ihre Segmente reicht; eine zündende Kollektivimprovisation im uptempo 7/8 von „About Frogs and Worms“.
Woher Frederik Köster seine Inspirationen bezieht - man kann sein Werk auch ohne deren Kenntnis genießen -, aber zur vollständigen Erzählung gehört es nun mal dazu.
Schon der Bandname „Die Verwandlung“ hat einen literarischen Bezug, er geht auf Kafka zurück. Literatur, mitunter auch vertont,
findet auch direkt ins Repertoire.
Seit Jahren liest man von Kösters Faszination durch Haruki Murakami. Und es ist mitnichten dessen bekanntes Jazzfaible damit angesprochen, sondern hier konkret die Romane „Mister Aufziehvogel“, „Kafka am Strand“ sowie „Tanz mit dem Schafsmann“.
Sie haben ihm eine Ahnung davon vermittelt, wie das Gruppenbild mit Dame (Sandra Hempel, g) im NDR Studio 1 zu Hamburg aufzustellen sei.
erstellt: 26.08.25
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