Dass die hr Big Band, aka Frankfurt Radio Big Band, unter der Handvoll Jazz Big Bands von ARD-Radioanstalten die Nase vorn hat, ist auch sein Verdienst.
Von 2011 bis 2022 war er ihr Chefdirigent, danach führte er seine Arbeit noch zwei Jahre als “Composer in Residence” weiter.
Unter seinen zwölf Grammy-Nominierungen befindet sich eine in Frankfurt entstandene, „Barefoot Dances and Other Visions“ (2019).
Im Juni 2024 gab er sein Abschiedskonzert, der „Ehrendirigent“ pendelte in all den Jahren zwischen Maine und Mainhattan.
Er war beliebt und auch bestens vorbereitet für den Job.
Von 1998 bis 2003 hatte er denselben Posten beim Danish Radio Jazz Orchestra. Wie Pultstars in der Klassik auch leitete er parallel dazu andere Großformationen, daraunter so gut wie alle im Bereich des Jazz in Europa.
Er war auch in den USA ein Big Band Man. 2008 erhielt er einen Grammy für „Monday Night Live at the Village Vanguard" mit dem Vanguard Jazz Orchestra. Das steht in der Nachfolge eines der historischen Ensembles der Gattung, der That Jones/Mel Lewis Big Band. Ab 1978 gehörte er ihr für sechs (später auch wetere Jahre) als Pianist an.
1975 traf er in New York City ein, mit einem Bachelor of Music in Chicago im Gepräck; es folgten je vier Jahre bei Stan Getz und Phil Woods, als Pianist und Komponist.
1992 wurde der Mitschnitt seines Solo-Konzertes in der renommierten Reihe "Live at Maybeck Hall" veröffentlicht.
Er hat mit John Scofield, Vince Mendoza, Bobby Watson und etlichen anderen gespielt, 2019 für Pat Metheny das Orchester in „From this Place“ dirigiert.
Am 10. September hatte er noch im New Yorker DiMenna Center der Aufführung seiner Werke unter Leitung seines Freundes Rufus Reid beigewohnt. In diesen Tagen wird „Primal Colors“, ein Thirdstream-Stück für Frankfurt Radio Symphony und Frankfurt Radio Big Band auf CD veröffentlicht, von seinem früheren Schüler Ethan Iverson gelobt und ausführlich analysiert.
Die Kollegin Maria Schneider in einer ersten Stellungnahme: „Jim hinterlässt der Welt eine unglaubliche Menge an Musik. Ich und andere werden sie weiterhin entdecken und studieren, spielen, bewundern und einfach lieben.“
Jim McNeely, geboren am 18. Mai 1949 in Chicago, verstarb am 26. September 2025 an Gallengangkrebs in New York City. Er wurde 76 Jahre alt.
Foto: Ben Knabe, hr
erstellt: 27.09.25, ergänzt: 30.09.25
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