ANDREAS VARADY Andreas Varady *****
01. Do it again (Becker, Fagen), 02. Come together (Lennon, McCartney), 03. Human Nature (Bettis, Steve Porcaro), 04. Baby (Justin Bieber), 05. Secret Garden (Debarge, Garrett, Quincy Jones, Temperton), 06. A Day in New York (Varady), 07. Don´t stop the Music (Oliver, Fontana), 08. Nuages (Reinhardt), 09. California Dreamin´(John + Michelle Philips), 10. Let the good Times roll (Theard, Moore), 11. After Seven in Beijing (Paich, Varady), 12. Swing 42 (Reinhardt)
Andreas Varady - g, Greg Philinganes - keyb, Brian Bromberg - b, Harvey Mason - dr, Paulinho da Costa - perc, David Paich, Steve Porcaro - keyb (3), Steve Lukather - g (3), Jonah Nilsson - keyb (4), Henrik Linder - b (4), Aaron Mellergard - dr (4), Dirty Loops - voc (4), Roy Hargrove - tp, flgh (5), Nathan East - bg (5), Dave Weckl - dr (6, 7,10), Jay Oliver - keyb, progr (6,7,10), Walt Fowler - tp (6), Nikki Yanofsky - voc (7), Michael Lang - p (8), Gregory Porter - voc (10), Aleks Sever - g (10)
rec. 2014 (?)
Universal/Verve 06025 3785868
Wer ist Andreas Varady?
Wer diese 12 tracks in knapp 55 Minuten durchgehört hat, wird glänzend unterhalten, bekommt allerlei stilistische Handreichungen, erfährt viel von ihm - weiß aber gleichwohl kaum die Frage zu beantworten: ja, wer ist denn nun dieser Andreas Varady?
In dieser langen Zeit nämlich ist er unter die Studio-Buffs gefallen: Quincy Jones prangt groß als Executive Producer auf dem Cover (legt aber kaum Hand an), die wirklich ausführenden Produzenten sind David Paich (Toto), Jay Oliver (Dave Weckl), auch die von Dr. Steinfeld (SZ) angesagten Dirty Loops aus Schweden. Und dann jede Menge Studio-Leitplanken, die noch jeden Schmutz aus den Rillen pusten: Steve Lukather, Brian Bromberg, Harvey Mason, Greg Philinganes, Nathan East, Steve Porcaro, Paulinho da Costa, Dave Weckl - die lassen keinen fallen, der sie gut bezahlt.
Und die demonstrieren nicht nur handwerkliches Knowhow, sondern auch jede Menge ästhetischer Tricks: tonale Rückungen („Doin´it“), Tonartenwechsel („Come together“), swing-Einschübe hier und da für je zwei Takte („Human Nature“), knalligen swingbeat und drum-solo gegen riff („A Day in New York“), fetzigen semi-elektronischen Musical-Swing („Don´t Stop the Music“), Schmuse-Oldies („California Dreamin´“), Protzer-Blues („Let the good Times roll“) mit dem Liebling aller HNO-Ärzte, Gregory Porter.
Und Andreas Varady hält mit, er kann Wes Montgomery (Oktavtechnik), Trioleneinschübe (Pat Martino), Django Reinhardt, George Benson.
Kurzum, Andreas Varady, so sagt sein Protégé Quincy Jones, ist „ein 360-Grad-Musiker, dem man anmerkt, dass er sämtlich Genres kennt und mag - von Jazz und Hip-Hop bis Rock und Pop“.
Und welcher 17jährige hätte die Traute, vom Zug zu springen, wenn die Studio-Buffs und ein major Label die Fahrt bezahlen?
Varady ist tatsächlich erst 17, geboren in Ungarn, mit Roma-Wurzeln, er lebt jetzt in Limerick/Irland, 2012 fiel er in Montreux Claude Nobs und Quincy Jones auf.
Eine Art Wiedergänger von Birelli Lagrene.
Varady kann ebenso viel, vielleicht noch mehr, er müsste eine eigene Handschrift zeigen (können) statt den Einflüsterungen der Studio-Buffs zu folgen, die ihm Sachen auftragen, die vor 20 Jahren modern waren.
Damit wir uns nicht falsch verstehen: große Teile des Albums sind extrem unterhaltsam, die ersten drei tracks, die Steely Dan-, Beatles-, Michael Jackson-covers, möchte man wieder und wieder hören, die beiden Knaller von Jay Oliver (6,7) dazu.
Andreas Varady und working band - das wäre ein Thema, auf das wir uns freuten.
erstellt: 18.03.15
©Michael Rüsenberg, 2015. Alle Rechte vorbehalten