STEFANO BOLLANI Sheik yer Zappa ******

01. O cosmik intro (Bollani), 02. Cosmik Debris (Zappa), 03. Bobby Brown goes to town, 04. Blessed relief, 05. Male male (Adasiewicz, Bollani), 06. Bene bene (Bollani), 07. Eat that question (Zappa), 08. Peaches en regalia, 09. Uncle Meat

Stefano Bollani - p, ep, voc (3), Jason Adasiewicz - vib, Josh Roseman - tb, Larry Grenadier - b, Jim Black - dr


rec. 2011

Universal/Decca 0602547051523


Braucht die Musik von Frank Zappa Hilfe von außen?
Braucht sie jemanden, der sie „lebendig erhält“, der die Kompositionen „in die Zukunft trägt“?
Die Frage ist nicht einfach zu beantworten. Mit Blick auf den umfangreichen Tonträger-Katalog könnte man sie zunächst mit einem klaren „nein“ quittieren: in den Originalen ist die Musik bestens aufgehoben.
Versuche anderer, sie zu interpretieren, haben kaum je überzeugen können - und wenn, dann eher im „kammermusikalischen“ Bereich (Bonnen/Aigui oder auch das finnische Ensemble Ambrosius mit Zappa auf alten Instrumenten, nicht zu vergessen die Blechbläser vom Meridian Arts Ensemble).
Im Jazz ist niemanden gelungen, die obige Forderung einzulösen, am nächsten kam ihr vielleicht die französische Big Band Le Bocal, 2003.
Diese Forderung, von wem stammt sie eigentlich?
Sie stammt von Stefano Bollani, er beschreibt so seine Interpretation Zappa´s: „Die Idee war nicht, aus ihm ein Monument zu machen.“
Waitaminute. Ist das nicht ein kauziger Gedanke? Wenn denn jemand ein Monument darstellt, dann doch wohl Francis Vincent Zappa (1940-1993). Müsste also nicht, wenn man ihn „in eine andere Richtung“ drehen will, die Mission lauten: ihn zu de-monumentalisieren?
Ach je, vermutlich hat Bollani so arg viel gar nicht nachgedacht und einfach nur ein paar Zappa tunes herangezogen, um sich darüber auszutoben. So ungefähr klingt dieses Unternehmen. Es ist nicht sein erstes zu Zappa, 2003, auf seinem Solo-Album „Småt Småt“ hat er schon einmal dessen „Let´s go to Cleveland“ herangezogen, zu einer halbwegs humoristischen Performance.
cover-Bollani Sheik Yer ZappaJetzt kommt also ein Ensemble dazu, zusammengestellt für diesen Live-Mitschnitt aus einer nicht näher lokalisierten Tournee 2011. Und die beste Wahl darunter ist die der Rhythmusgruppe mit Larry Grenadier, b, und Jim Black, dr.
Kaum auszudenken, wohin diese Darbietung ohne sie getrieben wäre, die doch immer wieder Aufmerksamkeit und Respekt für die beiden Amerikaner abnötigt.
Zum Beispiel die drum-breaks in „Cosmik Debris“ und die Bass-Flageoletts im selben Stück, das Bass-Intro zu „Blessed Relief“, oder Black´s nervöse patterns in „Eat that Question“.
Adasiewicz und Roseman fallen dagegen deutlich ab, und auch der Bandleader hat - von ein paar Details abgesehen - seine größten Momente gewiss nicht hier. Den Gesang in „Bobby Brown...“ hätte er sich schenken können.
Und so fällt denn das, was man konzeptionell hervorheben könnte, immer wieder in eins mit den Ausführungen dieser prächtigen Rhythmusgruppe, zuletzt wie sie den 3/4-Stechschritt von „Uncle Meat“ minimalistisch auflöst in eine freie Klangassoziation, aus der heraus sie dann den Schlussmarsch antritt.
Wer mag entscheiden, ob Zappa damit „in die Zukunft geführt“ wird?, eine „andere Perspektive“ hier und da ist es ganz gewiss.

erstellt: 20.11.14
©Michael Rüsenberg, 2014. Alle Rechte vorbehalten