BRIAN BLADE & FELLOWSHIP BAND Landmarks ******

01. Down River (Cowherd), 02. Landmarks, 03. State Lines (Blade, Sewell), 04. Ark.La.Tex (Blade), 05. Shenandoah, 06. He died Fighting, 07. Friends call her Dot, 08. Farewell Bluebird, 09. Bonnie be good, 10. Embers

Brian Blade - dr, Jon Cowherd - p, mellotron, pump organ, Christopher Thomas - b, Melvin Butler - ss, ts, Myron Walden - as, bcl, Jeff Parker - g (7,9), Marvin Sewell - g (3,4,6,8,10)

rec. 07.-09.11.2010, 01.-04.02.2012, 20.-23.01.2013
Blue Note 0602537702596, LC 00133

Es war zunächst überraschend, ist inzwischen aber mehrfach bestätigte Erfahrung, dass Brian Blade seine Schlagzeug-Künste, die ihn als großen Stilisten ausweisen, auf seinen eigenen Alben sehr sparsam dosiert - ein der Praxis seiner Kollegen völlig zuwider laufendes Verfahren.
Es gipfelt 2009 in „Mama Rosa“, wo Blade das Trommeln an einen anderen delegiert und stattdessen als Sänger und Gitarrist antritt.
„Landmarks“,das vierte Album seiner Fellowship ist ohne „Mama Rosa“ gar nicht zu verstehen.
Ab track 6, „He died fighting“, sind die Stücke derart kantilenenartig angelegt, dass sie - etwas anders instrumentiert, mit Gesang statt der Bläser - auch auf „Mama Rosa“ hätten Platz finden können.
Das Thema beider Alben ist ohnehin die Schwermut des amerikanischen Südens, ausgedrückt durch eine sehr durch Gospel und Rhythm´n´Blues mäandernde Stilistik - der freilich ein klassisches Kennzeichen des Rhythm´n´Blues völlig abgeht: Funkiness.
cover-blade-landmarksBrian Blade stammt aus Shreveport/Louisiana, Teile des Albums sind dort entstanden (im Studio seines älteren Bruders Brady), aber auch die anderen, produziert in Oregon und New York City, atmen den Geist der Südstaaten-Kirchen.
Nur, dass Brian Blade ihr durchgängig Fröhlichkeit und Jubelstimmung entzieht; er setzt ausschließlich auf laid back feeling - eine Haltung, die für Europäer gelegentlich mit Langeweile verwechselt zu werden droht.
Aber dann kommen die Solisten! Das Alt von Myron Walden (in „Ark.LA.Tex“, nomen es omen, der Titel bezeichnet das Dreistaateneck Arkansas, Lousiana, Texas), das Tenor von Melvin Butler (in der Coda von Farewell Bluebird“), vor allem Marvin Sewell im selben Stück.
Sewell, bekannt als Mitwirkender und Produzent von Cassandra Wilson, bekommt vom Ensemble eine Art Led Zeppelin Riff vorgelegt, das er in seinem Solo, mit viel slide guitar, aufgreift und fortspinnt).
Die Rhythmen sind vielfach schlicht, kein broken swing nirgends, vielfach 4/4 mit Rock-Feeling, der dann in 6/4 oder 6/8 umgedeutet wird (Coltrane goes Southern). In „He died fighting“ erlaubt sich Blade, durchgängig ein doppeltes Tempo gegen die Band zu halten.
Rhythmische Extravaganzen, Dekonstruktionen gar (wie im Quartett von Wayne Shorter) sind hier nicht zu finden. Sie wären auch fremd.
Dies ist eine Nicht-Virtuosen-Versammlung, die viel mehr von Feeling, ja von Haltung, bestimmt wird. Gut möglich, dass nach weiterem Hören auch die Bewertung steigt.

erstellt: 14.05.14
©Michael Rüsenberg, 2014. Alle Rechte vorbehalten