PIP PYLE´S BASH! Belle Illusion ***

1. For Adiba (Pyle), 2. Vas y Dotty, 3. Sparky (Maguire), 4. Beautiful Baguette (Fred Baker), 5. Biffo´s Belle Illusion (Pyle), 6. Spoutnik, 7. Cauliflower Ears, 8. Carousel (Meyer), 9. John´s Fragment (Maguire)

Pip Pyle
- dr, Alex Maguire- keyb, Fred Baker - bg, Patrice Meyer - g, Elton Dean - as (7, 8)

rec 10.8.2002, 6.6.2003
Fenn Music/Cuneiform Rune 193; LC-Nr 12436

Pip Pyle, Jahrgang 1950, ist ein Veteran der Canterbury Szene, beteiligt an so glorreichen Unternehmungen wie Hatfield & The North und vor allem National Health.
Zuletzt ist ihm mit "7 Year Itch" (1998) eine der wenigen überzeugenden Fortschreibungen des
Canterbury Sounds in die Gegenwart geglückt. "7 Year Itch", im Titel liegt schon die Länge der Vorbereitungszeit, nämlich 7 Jahre. Nun sollte es schneller gehen, zudem enthält "Belle Illusion" erstmals Kompositionen, die Pyle aus drum patterns entwickelt und nicht wie üblich an keyboard oder Gitarre ausgearbeitet hat.
Um noch einmal mit dem Titel zu spielen, eine "schöne Illusion" bleibt die Erwartung, Pyle könne oder würde an den exzellenten Vorgänger anschliessen (nach
JNE-Wertung wären ihm 8 Punkte zugefallen). "Belle Illusion" hingegen bleibt fast durchgängig ein schematisches, blutleeres Unterfangen, eine mitunter schlampig gespielte Vorstellung, ein ausgeblichenes Dia einst prunkvoller Farben.
(Insofern nimmt die Cover-Gestaltung den musikalischen Inhalt vorweg: dort begnügt sich ein gewisser Bill Ellsworth mit Photoshop-Filtern, die ein jeder Anfänger während des ersten Herumspielens entdeckt.)
Vermutlich steht Pip Pyle diesmal einfach das falsche Personal zur Seite - was sich, im Falle des
französischen Gitarristen Patrice Meyer, nicht auf seine Herkunft bezieht: Polysoft, eine fast reine französische Mannschaft, hat sich 2002 ganz ordentlich in diesem sehr "britischen" Genre umgetan.
Und: hier wie dort erweist sich der Mann, der das
Authentische schlechthin repräsentiert, nämlich der Ex-Soft-Machine-ist Elton Dean als ein showstopper extraordinaire. Dean hat den grössten Teil seiner Ausdruckskraft eingebüsst, er schlingert mehr durch "Cauliflower Ears" als das er es wirklich gestaltet.
Auch die anderen sind nicht gerade ausdrucksstarke Kandidaten. Fred Baker sucht Rückhalt bei Jaco Pastorius, Patrice Meyer bei Allan Holdsworth. Erstaunlicherweise hält sich die Mannschaft im kompliziertesten Stück, "Sparky", mit seinem höllisch-ungeraden Metrum, am besten. Auch das
9/8 riff von "John´s Fragment" steht in bester Soft Machine-Tradition - allein, der Ausarbeitung fehlt ein jeder Zauber.

©Michael Rüsenberg, 2004,
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