KNEEBODY You can have your Moment *******

01. Teddy Ruxpin (Shane Endsley), 02.Held, 03.The Entrepreneur (Adam Benjamin), 04.No Thank you Mr West (Ben Wendel), 05. You have one unheard Message (Benjamin), 06. The blind (Kaveh Rastegar), 07. You can have your Moment, 08. Desperation Station (Benjamin), 09. Nerd Mountain (Endsley), 10. Call (Wendel), 11. Unforseen Influences (Benjamin), 12. High Noon (Endsley)


Adam Benjamin - ep, Shane Endsley - tp, Kaveh Rastegar - bg, Ben Wendel - as, ts, melodica; Nate Wood - dr

rec. 27., 29.01.2009
Winter & Winter 910165-2; LC-Nr 02829

Nach dem fabelhaften Soloalbum von Adam Benjamin („Long Gone“, 2008) bietet „You can have your Moment“ die Chance, ihn in (s)einem Gruppenkontext kennzulernen: es ist bereits das vierte Album von Kneebody in der bald 10jährigen Geschichte der Band, das erste als weltweite Veröffentlichung.
Es passt gut zu Winter & Winter, weil dort seit längerem bereits Alasnoaxis residieren; man kann Schnittstellen rhythmisch zu deren Art der off beat-Behandlung erkennen und klanglich zu Grunge-ähnlichem Rock wie in „The Blind“, obgleich Kneebody keinen Gitarristen aufweist.
Fürwahr, die Erneuerung des Jazzrock geht weiter, und Kneebody wirken daran mit. Kaskadenhafte Themen und Funk-Rhythmen, überhaupt die Ingredienzien der Alten Schule, fehlen völlig, der formale Reichtum ist weitaus größer, die Strukturen weniger vorhersehbar, die Polyrhythmik eher versteckt, Soli streben nicht nach Virtuosenstatus, sondern bleiben eingebettet in den Gruppenkontext. (Vielleicht ist das eine Konsequenz aus der Praxis der Band, Kompositionen nach Gehör zu erlernen.)
Man mag Fremdeinflüsse entdecken: M-Base z.B. in „Nerd Mountain“ (immerhin hat Shane Endsley ein paar Jahre lang bei Steve Coleman gespielt, ein Weißer übrigens wie alle in diesem Quintett), perlendes Fender Rhodes a la früher Hancock in „Desperation Station“, ein 5/4 in „Call“, gelegentlich ein aus der Mode gekommener Ringmodulator.
„You can have your Moment“ ist, was man nicht „hört“, ein Produkt Kaliforniens, es gibt Verwandtschaften zur Ostküste, zu den hymnischen Kompositionen von Donny McCaslin in „Entrepeneur“, zu den Wiederholungsformeln von David Binney (Endsley ist ja auch bei ihm und Edward Simon aufgetaucht, 2004). Vor allem lebt „Entrepeneur“ von clever isolierten drum breaks.
Ja vieles hier ist frisch, formal überraschend und macht Laune, entdeckt zu werden.
Nicht zuletzt, hier sind fünf exzellente Handwerker versammelt.

erstellt: 03.05.10

©Michael Rüsenberg, 2010, Alle Rechte vorbehalten