JACK DEJOHNETTE Sound Travels ***** *****

01. Enter Here (deJohnette), 02. Salsa for Luisito, 03.The Dirty Ground (Hornsby, deJohnette), 04. New Muse (deJohnette),05. Sonny Light, 06. Sound Travels, 07. Oneness,  08. Indigo Dreamscape, 09. Home

Jack DeJohnette - dr, p, voc, Esperanza Spalding - b, bg, voc, Lionel Loueke - g, Ambrose Akinmusire - tp, Luisito Quintero - perc, voc, Bruce Hornsby - voc (3), Tim Ries - ss, ts, Bobby McFerrin - voc, perc (7), Jason Moran - p (8)

rec 2011 (?)
Sony/Membran 233540; LC-Nr 14832

Jack DeJohnette also. Der Boston Globe nennt ihn „einen der besten, die je am Schlagzeug gesessen haben“. Das ist nicht übertrieben, denkt man an sein Wirken über ein halbes Jahrhundert, von Miles Davis bis Pat Metheny, von Mike Stern bis John Surman, von Michael Brecker bis Herbie Hancock. Und seit 30 Jahren immer wieder Keith Jarrett!
Am 9. August 2012 wird Jack DeJohnette 70. Am Wochenende zuvor spielt er auf dem Newport Festival mit drei verschiedenen eigenen Ensembles, u.a. einem, das dieser Studiobesetzung gleicht.
Im Innencover von „Sound Travels“ schaut er uns erschöpft an, wie einer, der sich nicht gewiss ist, was er da liefert (ich räume ein, dieser visuelle Eindruck steht seinen Interviewäußerungen entgegen.)
Aber hat sich dieser Eindruck einmal festgesetzt, wird man ihn nicht mehr los. Irjenswie gesellt er sich zu dem Resultat einer Datenbank-Recherche, die vor Augen führt, dass diese jazz-historische Figur ihre unbestrittenen Leistungen nahezu ausnahmslos als sideman vollzogen hat, allenfalls abgesehen von ein paar, meist frühen, Einspielungen seiner Special Edition-Mannschaften.
Der Eindruck verbindet sich zudem mit einer - gottlob - immer flüchtiger werdenden Erinnerung an einen gig im Stadtgarten Köln, wo DeJohnette, neben John Surman, in einem akustischen Menu herumstocherte, dass man sich genötigt sah, auf der Bühne einen DeJohnette-Widergänger am Werk zu sehen.
cover-dejohnetteDas Programm damals war ähnlich wie hier: viel Latin, ein wenig Calypso, ein wenig Jazz - nichts, was auch nur einen Hauch von der Dringlichkeit jener Mitteilungen verriete, für die dieser Musiker sonst überreichlich steht.
Für die, die nicht wissen, dass er ein passabler Pianist ist, startet und schließt DeJohnette dieses Album mit je einem Solo-Stück.
„Salsa for Luisito“, wer etwas genauer hinhört, erkennt den typischen DeJohnette snare-sound in dem drum-Solo gegen riff.
Am besten kommt noch „The Dirty Ground“ raus, in Erinnerung an den kürzlich verstorbenen The Band-Schlagzeuger Levon Helm geschrieben. Bruce Hornsby, der mit dem Bandleader 2007 ein exzellentes Album aufgenommen hat, hat das Instrumental vertont. Es gefällt durch ein irritierendes New Orleans-Feeling in 14/4, Lionel Loueke gibt wunderbare Blues-Phrasen.
„New Muse“ soll an den Hardbop der 50er Jahre anschließen, das tut es bestenfalls intentional, weil von einem Tim Ries (Rolling Stones) nun mal kein kerniges Tenor zu erwarten ist.
Der Calypso „Sonny Light“ ist ... Sonny Rollins zugedacht - und dann geht´s bergab. Der Auftritt von Bobby McFerrin in „Oneness“ ist ein Geplänkel zwischen Tür & Angel, bis mit dem soft Gospel „Home“ schließlich die Tür zufällt.
Was bleibt davon in Erinnerung?
Wir warten auf die nächste Trio-Aufnahme mit Keith Jarrett!

erstellt: 23.05.12
©Michael Rüsenberg, 2012. Alle Rechte vorbehalten