01. Dom de iludir (Veloso), 02. Orvieto (Bodilsen), 03. Edith, 04. Brigas nunca mais (Jobim, Moraes),05. Il cervello del pavone (Bollani), 06. Un sasso nello stagno, 07. Improvisation 13 en la mineur (Poulenc), 08. Asuda (Bollani), 09. Joker in the Village
Stefano Bollani - p, Jesper Bodilsen - b, Morten Lund - dr
rec. 10/2008
ECM 2080 1794161; LC-Nr 02516
2002, bei der Überreichung des Jazzpar Preises, der höchsten Jazz-Auszeichnung in Europa, an Enrico Rava in Kopenhagen haben sie sich kennengelernt: der Pianist des Geehrten, Stefano Bollani, und die Rhythmusgruppe des dänischen Jazz seit 15 Jahren, Jesper Bodilsen und Morten Lund. Die drei verstanden sich auf Anhieb, vermutlich, so sagen sie, weil sie alle Anfang der 70er Jahre geboren sind; es gebe keine musikalischen Verständigungsschwierigkeiten, keine Probleme ein Repertoire zu bestimmen.
2003 wurde ein erstes Album produziert, „Mi ritorni in mente“, dem Titel zum Trotz für ein dänisches Label, noch dazu unter dem Namen des Bassisten. Fünf Jahre später sind die drei nicht nur bei ECM, dem Stammlabel Bollani´s - sie klingen auch so und firmieren, nun bei englischem Titel, als Combo des Italieners. Dabei ist der ECM-Sound diesmal keineswegs in dem dafür prägenden Rainbow-Studio in Oslo entstanden, sondern in New York City, in den Avatar Studios, bei James A. Farber.
Der Wandel hängt vermutlich mehr mit wachsender Spielerfahrung zusammen, mit der Ausweitung des Vokabulars, weiter weg von Standards (deren vier waren auf dem Debütalbum), hin zu jener eher tastenden Spielhaltung, wie sie paradigmatisch Marc Copland in seinen Combos zelebriert. Ein erster Anflug von „Groove“, in Form eines Bass-ostinato stellt sich z.B. er mit dem dritten Stück ein, mit „Edith“, welches sich später als Bolero herausschält. Prototypisch für die hier gepflegten rubato-Balladen ist die Behandlung der Vorlage von Jobim/Moraes. Morten Lund bedient des öfteren die „Rühr“-Besen, das Maximum an Dynamik wird so in dem leicht bewegten „Il cervello del pavone“ erreicht, wo Stefano Bollani sich durch seine linke Spielhand aufschaukelt. Ähnlich in der folgenden, leichten Samba „Un sasso nello stagno“, die thematisch ein ganz klein wenig Chick-Corea durchschimmern lässt. Oder die langsam anschwellende Kantilene „Asuda“.
Das alles kommt elegant und ungeheuer leichtfüssig daher, vielleicht gar zu gravitätisch und abgeklärt. Der Springinsfeld von „Les Fleurs bleues“ (2001 mit Scott Colley und Clarence Penn) jedenfalls hält sich und die seinen schön im Zaum.
erstellt: 06.10.09
©Michael Rüsenberg, 2009 Alle Rechte vorbehalten