LARRY CORYELL/VICTOR BAILEY/LENNY WHITE Electric *

1. Wolfbane (Lenny White), 2. BB Blues (Coryell), 3. So What (Miles Davis), 4. Sex Machine (Sylvester Stewart), 4. Black Dog (Plant, Page, Baldwin), 6. Footprint (Wayne Shorter), 7. Born un der a bad Sign (Bell, Booker T. Jones), 8. Lowblow (Bailey), 9. Rhapsody and Blues (Coryell)

Larry Coryell
- g, Victor Bailey - bg, Lenny White - dr

rec ?2005

in-akustik/Chesky JD 308

Diese Produktion ist der ultimative Party-Spass für diejenigen, die a) sich im Jazz auskennen und b) gewohnt sind, nicht so sehr auf´s Geld zu schauen. Da - aller Erfahrung nach (aber man hat ja auch schon schwarze Schwäne gesehen) - die beiden Gruppenn einander ausschliessen, kann so gut wie niemand damit etwas anfangen.
Aber, spielen wir das Spiel zu Ende und stellen uns Krösus´ Partyspass vor: blindfoldtest, alles sitzt gebannt auf Designer-Stühlen, der Hausherr schenkt nach, er weiss, was jetzt kommt, kann man nur mit einem guten Tropfen ´runterspülen, sonst möchte man den Notarzt rufen.
Er spielt die ersten beiden tracks an. Alle sind sich einig, da sind ganz jungen Leute am Werk. Jetzt aber wird´s ernst: "So What"! "Kommt da noch was?" fragt einer besorgt. Abwarten, rät Krösus. Ab 1:13 in der Tat, schält sich ein Basslauf heraus, den die meisten als zugehörig zu "So What" identifizieren. Naja, lautet das Urteil der Runde, unsere jungen Kader nehmen sich ganz schön was vor. Keiner erkennt die Künstler, wie auch? Es müssen Unbekannte sein.
Krösus schenkt nochmals nach und erhöht die Spannung, indem er auf das Selbstverständliche hinweist, ein blindfold test mit Aufnahmen von Frischlingen mache keinen Sinn.
Jetzt kippt die Stimmung, will der uns verarschen? Welche Grösse gäbe eine solche Aufnahme frei?
"Sex Machine", der Hausherr gibt nach minutenlangem Drängen den Titel frei - "Sex Machine" hat niemand erkannt, schon gar nicht von einem Sylvester Stewart. Alle wissen, das Stück, das sie nicht erkannt haben, stammt von James Brown und nicht von Sly Stone.
"Black Dog" ist das letzte Stück, das der Hausherr noch anspielen kann. Erregte Debatte, nahe am Tumult. "So spielt ja eine Feuerwehrkapelle!" Jemand reisst ihm das booklet aus Hand, lässt es ins offene Kaminfeuer segeln, stoppt die CD, nimmt sie aus dem Player, Fenster auf und "ab dafür!"
Die Stimmen überstürzen sich. Den Rest des Abends ist der Unbekannte damit beschäftigt zu versichern, man habe Larry Coryell, Victor Bailey und Lenny White gehört, "Grössen der Jazzrock-Geschichte!" wie er immer müder werdend ausruft.
Keiner glaubt ihm.

erstellt: 12.10.05

©Michael Rüsenberg, 2005, Alle Rechte vorbehalten