CHARLIE HUNTER & BOBBY PREVITE Come in Reddog, this is Tango Leader **

1. All hell broke loose, 2. W!, 3. Up there, 4. Sad You, 5. There Sprays, 6. Kay, Kay, 7. Wevelink, 8. Can you hear me, Tango Leader?

Charlie Hunter - g, Bobby Previte- dr

rec. 4.+5.3.2003
Rough Trade/Ropeadope RCD16044

JNE - wie auch Jazzcity und In Between - sind nie recht warm geworden mit Charlie Hunter. Der Mann schaut zunächst aus wie einer der heute so beliebten Instrumental-Akrobaten: er bedient eine 8-saitige Gitarre, die ihm erlaubt, zugleich auch die Bass-Funktion wahrzunehmen. Das liest sich aufregender, als es klingt. Was Hunter damit fabriziert, ist simpelste Auslegware; warum, so mag man fragen, eine solche Bürde auf sich nehmen, wenn das Resultat immer deutlich unter dem von zwei Spielern bleibt, von Einschränkung kündet, von einer auch nur in Ansätzen erkennbaren neuen Ästhetik ganz zu schweigen?
Charlie Hunter, das ist ein schöner Hype, oder um es mit Shakespeare zu sagen: *much ado about nothing*.
Im vergangenen Jahr nun liess sich die aparte Gruppierung aus Charlie Hunter, Bobby Previte und ... Greg
Osby auf deutschen Bühnen sehen. Ich bin hin, weil ich mit eigenen Augen attestieren wollte, dass diese Herren auch tatsächlich zu gemeinsamen Tun sich verpflichten. Es wurde eines der ärmlichsten Konzerte seit Jahren.
Vielleicht weil permanent mit den nachgeschalteten Effekgeräten beschäftigt, trommelte Previte auf dem hohen Niveau eines Punk-Schlagzeugers. (Nun hat der Mann seit *Claude´s Late Morning* (1983) und einigen weiteren Alben Anspruch erworben, ernst genommen zu werden - als
Komponist, nicht als Schlagzeuger.)
Hunter, wenn er denn einen Einstieg fand, legte ein paar traurige
riffs dazu, nichts, was den Anspruch gehabt hätte, *solo“ genannt zu werden, und Osby streute irgendwas obendrüber. Es war, als würde er die ganze Zeit über die Beine lang machen, um die beiden anderen auf der anderen Seite der Wippe nicht ständig in der Luft hängen zu lassen.
Dieses Nebeneinanderher, mit dem man auf deutschen Jazzhochschulen keine
Zwischenprüfung bestünde, stellt sich nun als Overtüre für dieses Album heraus - bloss, dass hier nicht noch jemand oben drüber nudelt. Man wartet händeringend auf den Unsichtbaren Dritten, der diese beiden Langeweiler mal ordentlich durchschüttelte.
Wahrscheinlich wird´s die Gemeine Jazzkritik wieder gut finden, weil sie mitunter in den TripHop-Eimer treten.

©Michael Rüsenberg, 2004,
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