THOMAS SAVY French Suite ********

French Suite: 01. Overture, 02. Ignition, 03. Atlantique Nord, 04. E & L, 05. My Big Apple, 06. Stones, 07. Ballade de Stephen Edward, 08. Come Sunday (Ellington), 09. Part IV b L & E, 10. Lonnie´s Lament (John Coltrane)

Thomas Savy - bcl, Scott Colley - b, Bill Stewart - dr

rec 23.06. + 24.06.2009
Harmonia Mundi/Plus Loin Music PL 100

Die Baßklarinette ist, ihrer Praxis nach, ein französisches Instrument. Man darf nicht nur an Louis Sclavis und Michel Portal erinnern, ein Blick auf die Webseite von Selmer Instruments tut ein übriges.
Wenig ist über Thomas Savy bekannt, wenig im Internet zu finden, fast gar nichts teilt sein deutscher Vertrieb mit. Dabei wüsste man gerne mehr, denn dieser offenkundig junge Mann ist eine absolut imposante Erscheinung. Daß so eine Begabung, wie einst Louis Sclavis, rein aus der Heimat sich entwickelt, ist nicht mehr denkbar. Savy strebt wie alle kleineren und größeren Talente nach Amerika.
„French Suite“, sein zweites Album (nach „Archipel“, 2006) ist in den Systems Two Studios in Brooklyn, NYC entstanden, noch dazu mit einer der besten Rhythmusgruppen der Stadt. Das zahlt sich aus, ebenso wie der Verzicht auf ein Harmonieinstrument.
Die Baßklarinette ist bei Savy in besten Händen, er kann einfach alles: große Intervalle spielen a la Eric Dolphy, in der Tiefe grummeln wie Sclavis, in der Höhe erinnert er ein wenig an John Surman. Apropos hohe Lage, man höre und staune, wie sicher, mit welcher Kraft er sich nach oben bewegt und den Ton oszilieren lässt (Teil III der Suite, „Atlantique Nord“). Timing und Phrasierung stimmen: dies ist ein jazzman! Der keinerlei Ausflüge in die „Imaginäre Folklore“ kennt.

Nun hat er aber auch zwei Kerle zur Seite, die alles mitmachen: Balladen, uptempo swing („My Big Apple“), langsamen Bolero („Stones“), Standards, ja sogar frei-metrische Passagen („Ballade de Stephen Edward“), wie wir sie von Colley & Stewart noch nicht gehört haben.
Wer holt dieses Trio auf eine deutsche Bühne?

erstellt: 05.03.10

©Michael Rüsenberg, 2010, Alle Rechte vorbehalten