SEBASTIAN GRAMSS´ STATES OF PLAY. METEORS Message to Outer Space **********

01. We spin Dizzily (Gramss), 02. Wonderful World, 03. The Human Race, 04. Within our Galaxy, 05. Stellar Orbit, 06. Encrypted Message2, 07. Augmented Clusterfuck, 08. Our bright Future, 09. Perfectly balanced, 10. Happy People, 11. Encrypted Message3, 12. Inconveniences, 13. Nano-Boosted, 14. Encrypted Message4, 15. No Reason for Concern, 16. Promised Land, 17. See what we´ve done

Shannon Barnett - tb, Hayden Chisholm - as, Philip Zoubek - p, synth, Christian Lorenzen - ep, synth, Sebastian Gramss - b, soundscapes, Dominik Mahnig - dr

rec. 06/07/2022
rent a dog rad 2023-23

SEBASTIAN GRAMSS´ STATES OF PLAY. URSCHALL Repercussions (*******)
01. 0_a (Sebastian Grass), 02. 0_b, 03. 0_c, 04. 0_d, 05. 0_e, 06. 1_a, 07. 1_b, 08. 1_c, 09. 1_d, 10. 1_e, 11. 1_f

Valentin Garvie - tp, zink, Rudi Mahall - cl, bcl, Wanja Slavin - as, Nicola L. Hein - g, Etienne Nillesen - prep snare, Philip Zoubek - p, synth, Christian Lorenzen - ep, synth, Christian Ramond - b, Sebastian Gramss - b, synth, Dominik Mahnig - dr, perc, Thomas Sauerborn - dr, vib, Robert Nacken - synth

rec. 01/2023
rent a dog rad 2024-2

Das CD-release concert im Juni 2023 in Köln war gut.
Das entsprechende Tonträger-Produkt ist erheblich besser.
Und anders kann es auch gar nicht sein.
„Message to Outer Space“ ist eine volltönende Studioproduktion, die darin entfalteten Klangräume sind auf keiner Bühne reproduzierbar, schon gar nicht in dem sympathischen Wohnzimmer-Club Salon Du Jazz.
Ja, in der Tat hat man selten im deutschen Jazz  eine so beeindruckend inszenierte Räumlichkeit erlebt wie hier, bei der Abteilung Meteors innerhalb des Gruppenkonzeptes States Of Play des Kölner Bassisten Sebastian Gramss.
Um diese Klangsüffisanz auf den Begriff zu bringen, schlägt der Bandleader eine - etwas ausgeleierte - Weltraum-Metapher vor: „Message to outer Space“. Er hängt sich an die Erzählung der beiden Voyager-Missionen der NASA von 1977 an, in deren Rumpf „Golden Records“ mit Ton- und Bildinformationen über unsere Zivilisation außerirdischen Lebewesen eine Vorstellung von uns Erdbewohnern vermitteln sollten.
Kann man machen.
Man kann aber auch jazz-historisch argumentieren und somit den Sektor der Jazz-Ästhetik gar nicht verlassen.
Man kann - ob der Projektleiter das tut, wissen wir nicht - man kann „Message to Outer Space“ auch hören als spätes Echo (nicht Kopie!)  zweier Alben von Herbie Hancock, nämlich „Crossings“ (1972) und insbesondere „Sextant“ (1973).
Die visuelle Ästhetik ist ähnlich, wenn auch deutlich weniger SciFi-geprägt - aber die Klanglichkeit zeigt frappierende Parallelen: hier wie dort große, immer wieder variierte, nuancierte Klangräume durch den Synthesizer, damals Patrick Gleason, heute Philip Zoubek und Christian Lorenzen.
Zwar sitzt auch letzter am E-Piano, vorzugsweise an einem Wurlitzer (oder wenigstens an einem Nachbau mit entsprechendem Sound) - aber eine solistische Rolle ist für keinen von beiden vorgesehen.
Im Gegenteil, die beiden Keyboarder agieren als beeindruckende Klangflächen- und -spitzen-Ausstatter.
Man hört auch kein Pendant zu Eddie Henderson oder Bennie Maupin, wohl hört man eine traumhafte neue frontline mit Shannon Barnett, tb und Hayden Chisholm, as (in „Promised Land“ auch Obertongesang).
Was Hancock & Co. auch nicht hatten, ist die stellenweise betörende Hymnen-Melodik von Gramss, eine mitunter unglaubliche Klangpoetik, beispielweise im letzten track „See what we´ve done“. Ja richtig, was haben sie da nur gemacht?
Sie lassen eine Baßstimme minimalistisch in einem Hallraum trudeln, von perkussiv behandelten Klaviersaiten begleitet, ein richtiger kleiner piccicato-Taumel, der beschleunigt, der verlangsamt, einen hymnischen Bläsernebel vorbeiziehen lässt - und dann wieder allein erklingt.
Das dauert nur 2:26.
Man dürstet nach mehr, wie schon ein paar Mal zuvor, zum Beispiel als „Within our Galaxy“, ein leichter Funk (in der Tat mit „Sextant“-keyboard-Gezappel), auf dem Altsaxophon und Posaune schwimmen, einfach nicht mehr weitergeführt wird. Und das Altsax mit „Stellar Orbit“ in eine Bluesstimmung a la Ellington führt.
Beim ersten Hören waren wir richtig sauer, aber wie der Hayden da intoniert, ja shoutet - wir waren auf der Stelle wieder mit der Welt, pardon mit Sebastian Gramss versöhnt.

---wird fortgesetzt

erstellt: 20.12.23
©Michael Rüsenberg, 2023. Alle Rechte vorbehalten