BEPPE CROVELLA What´s rattlin´ on the Moon? A personal Vision of the Music of Mike Ratledge *

01.Tarabos (Ratledge), 02. Chloe and the Pirates, 03. All White, 04. The Man who waved at Trains, 05. As if, 06. Hibou, Anemone and Bear, 07. Out-Bloody-Rageous, 08. Pig, 09. Esther´s Nose Job, 10. Slightly all the time, 11. Leonnardo´s E-Mail, 12. Moonvision, 13. Many Moons, many Junes, 14. Lunar Impression, 15. Circular Lines in the Air, 16. Moon Geezers (to Elton & Hugh)


Beppe Crovella - keyb

rec. ?.2009
Moonjune Records MJR030

Hat man sich erst einmal an das abgrundtief-scheussliche Cover gewöhnt, so erscheinen Titel und Untertitel vielversprechend: „Was klappert auf dem Mond? - Eine persönliche Vision der Musik von Mike Ratledge“.
Gibt es etwas Willkommeneres im Zeitalter der cover versions als eine - möglicherweise gar zeitgemäße - Beschäftigung mit der Musik eines Mannes, deren Höhepunkte dicht-gestaffelt in einem breiten Gürtel die Wende der 60er zu den 70ern Jahren umkreisen? Dessen Name 1976 aus absolut kulthaften Höhen in die Tiefe stürzt, in die Anonymität von Werbemusik - die dieser auch noch, was kaum jemand weiß, wegen der „Vielfalt der Stile“ regelrecht als „Befreiung“ empfindet?
1976 verläßt Mike Ratledge die von ihm mitgegründete Gruppe Soft Machine; was man von ihm seither gehört hat, sind bestenfalls Handlangerdienste, gemessen an der Qualität seiner wenigen kreativen Jahre, in denen er a) als Organist, b) als Komponist mehr als alle anderen eine Jazzrock-Variante geprägt hat, die als Canterbury Sound - nun je - selbst uns das Prädikat „legendär“ abnötigt.
Seit 15 Jahren hat man nicht mal mehr einen Muckser von ihm vernommen, man kann die Google-Maus zum Glühen bringen, ohne eine verwertbare Spur zu finden; Graham Bennett, der Soft Machine-Biograph, scherzte 2005, man solle nicht überrascht sein, würde Ratledge „demnächst als Linksaußen bei Manchester United auftauchen“.
Kaum verwunderlich, dass, da auch die Archive ausgewrungen sind, Phantasien & Visionen ins Kraut schießen, wie denn die stilprägende Musik von Ratledge fortzudenken wäre.
Vom Beispiel Frank Zappa wissen wir, daß die Nachschöpfer selten das Niveau des Originals erklimmen konnten, dass viele Versuche meist in bloßem Nachspiel sich erschöpfen.
Gemessen an Ratlege geht´s Zappa noch Gold: hinter dem fröhlichen Klappertitel dilettiert - man kann es nicht anders nennen - ein Musik-Stalker.
Mag sein, daß dem Endfünfziger Beppo Crovella im italienischen ProgRock irgendwelche Meriten zukommen - hier hat der Gute sich vollkommen verhoben. „What´s rattlin´...“ wirkt, als läge ihm vor allem daran, seinen nicht-elektronischen Park (darauf legt er Wert) an vintage keyboards vorzuführen, krampfhaft gefüttert mit mehr oder weniger erkennbaren Ratledge-Phrasen, die er nach gusto übereinander schichtet. Cravello hängt kraftlos am Reck, es reicht nirgendwo auch nur zu einem Felgaufschwung, vulgo: hier hat sich einer ohne Sinn & Verstand verheddert in den Partikeln eines Werkes, das mit gestalterischer Hand zu führen ihn maßlos überfordert.
Der beste Dienst, den diese „persönliche Vision“ dem Original zu leisten vermag, ist: jetzt ohne Umschweife wieder Mike Ratledge & Soft Machine hören.

erstellt: 19.04.10

©Michael Rüsenberg, 2010, Alle Rechte vorbehalten