BILL EVANS, RANDY BRECKER Soulbop Band Live *****

CD 1:
1. Rattletrap (Bill Evans), 2. Big Fun, 3. Above & Below (Randy Brecker), 4. Let´s pretend (Bill Evans), 5. Some Skunk Funk, 6. (Randy Brecker), 7. Greed (Hiram Bullock)
CD 2: 1. Soul Bop (Bill Evans), 2. Tease Me (Hiram Bullock), 3. Cool Eddie (Bill Evans), 4. Mixed Grill (Randy Brecker), 5. Hangin´in the City, 6. Dixie Hop (Bill Evans)

Bill Evans -
ss, ts; Randy Brecker - tp, voc; Hiram Bullock - g, voc; David Kikoski - keyb, Victor Bailey - bg, Steve Smith - dr

rec: Sommer/2004

BHM 1003-2; LC-Nr 02871

Hier wächst zusammen, was nicht zusammengehören sollte. Als Partner an der Seite von
Randy Brecker, für eine Sommer-Tournee 2004, war ursprünglich Bob Berg vorgesehen. Als dieser im Dezember bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam, rückte Bill Evans an dessen Stelle - und von einem eigenen Bandprojekt für den fraglichen Zeitraum ab. Die Tournee der beiden war als Berg-Tribut angelegt.
Und so wie einst
Johannes Rau, der "Menschenfischer", werfen diese Jazzrock-Fischer ihre Netze aus, nicht, um eine neue Ernte einzufahren, sondern um den Jazzrock-Mainstream in grossen Quantitäten einzusacken. Ein grosses Publikum dankt es ihnen.
Und es geht auch ganz gut los, "Rattletrap", ein Jazz-Blues in Jazzrock-Manier mit einem staccato-Thema a la
Charlie Parker.
"Above & Below" stammt aus dem Album "Return of the Brecker Brothers" (1992) - hier mit einer Glanzleistung von
Steve Smith -, nach einer Bill-Evans-Ballade gefolgt vom Brecker-Brothers-Thema schlechthin, "Some Skunk Funk".
Und hier beginnt das sehr Gewöhnliche dieses Projektes. "Some Skunk Funk" liegt in zahlreichen Referenz-Versionen vor, man kann es als Stilist interpretieren - oder als Menschenfischer. Insbesondere
Victor Bailey entscheidet sich für letzteres. Er schludert in ein Solo hinein und schliesst es schlapp mit einem Jaco-Pastorius-Zitat ab ("Teen Town"). Auch sein Solo in "Dixie Hop" klingt nicht, als habe der Mann mal dem Standard einer der bedeutendsten Jazzrock-Combos, Weather Report, entsprochen.
In "Greed" beginnt
Hiram Bullock zu singen, in "Tease Me" fährt er fort. Wäre es nur "pitched mouth noise" (Frank Zappa) - geschenkt, man wartete einfach nur bis zu seinem nächsten Jazzrock-Gitarren-Mainstream-Solo. Aber leider artikuliert er so klar, dass man ein jedes Wort seiner banalen Texte verstehen muss, in "Hangin´ in the City" tut Randy Brecker nämliches.
Das zieht runter und lässt den grossen Rest, der zumindest handwerklich sauber läuft (auch in der Rhythmusgruppe!) noch mehr erkennen als das, was er ist: die Vorstellung einer Brecker-Brothers-
Ersatz-Combo. Nicht mehr, nicht weniger.

erstellt: 01.03.05

©Michael Rüsenberg, 2005, Alle Rechte vorbehalten