VEIN feat. NORBOTTEN BIG BAND Symphonic Bop *******
01. Boarding the Beat (F. Arbenz), 02. Willi´s Pool (Lähns), 03. Fast Lane (F. Arbenz), 04. Under Construction (M. Arbenz), 05. Passacaglia, 06. Groove Conductor (F. Arbenz)
Michael Arbenz - p, Thomas Lähns - b, Florian Arbenz - dr
Norrbotten Big Band
Joakim Milder - cond, Bo Strandberg, Jacek Onuszkiewicz, Dan Johansson, Elin Andersson - tp, flh, Andrea Andreoli, Michal Tomasczyk, Arvid Ingberg - tb, Björn Hängsel - btb, Håkan Broström - ss, as, Jan Thelin - as, cl, bcl, cbcl, Mats Garberg - ts, fl, Robert Nordmark - ts, cl, Per Moberg - bars, fl, Petter Olofsson - bg
rec. 16.+17.10.2018
Challenge DMCHR 71355
Der Titel dieses Albums ist irreführend - zumal bei dieser Band.
Vein aus Basel haben zuletzt in ihrer Stammbesetzung als Piano-Trio Maurice Ravel
(1875-1937) interpretiert.
Da liegt der Gedanke nicht ganz fern, sie könnten im Anschluß auf sinfonische Breite sich aufschwingen wollen.
Das ist nicht der Fall.
Mit „sinfonisch“ soll hier die Größe der Patner angedeutet werden (obwohl die Norbotten Big Band, 15köpfig, bestenfalls ein Viertel eines Sinfonieorchesters ausmacht).
Es geht also in keiner Form in Richtung Thirdstream.
Sondern eher in Richtung „Bop“. Grob gesagt, denn damit ist das Stil-Panorama dieser Produktion auch nur unzureichend erfasst; sie umfasst nämlich rhythmisch-thematisch große Anteile des Jazzrock.
Allein das Aufblättern eines 5-Ton-patterns im viertelstündigen opener „Boarding the Beat“ ist in seiner Vielfalt mit den schlichten drei Buchstaben von „Bop“ begrifflich nicht zu fassen.
Nein, „Symponic Bop“ meint nichts anderes als dass hier ein Trio in eine Big Band integriert wird. Das geschieht übrigens nicht zum ersten Mal, wie der Begleittext insinuiert: Phronesis haben Nämliches erst kürzlich mit der hr Big Band unternommen.
Egal, wie man es labelt, es handelt sich um ein sehr erfreuliches Projekt.
Die Partner sind reif füreinander: Vein als bestens eingespieltes Trio, die schwedische Norbotten Big Band unter Leitung von Joakim Milder (der 2014 beim Wasilewski Trio gastiert, „Spark of Life“), und die nicht zuletzt seit Jahren von Django Bates eingespurt wird.
Die NBB entfaltet einen satten Bläsersatz, von den Flöten bis hinunter zur Kontrabaß-Klarinette, und - sie verfügt über exzellente Solisten.
Das geht schon los im Eröffnungsstück „Boarding the Beat“ mit dem Sopransax. von Håkan Broström, über die Posaune von Arvid Ingberg in dem rhythmisch vielfach gebrochenen „Under Construction“, und schließt im „Groove Conductor“ mit einem Trompeten-Solo von Dan Johansson in bester Randy Brecker-Manier, i.e. die Trompete gekoppelt mit Harmonizer, der den Klang mächtig aufbrezelt.
Vor Johansson hat der Mastermind der Basler, Michael Arbenz ein kurzes Piano-Solo gespielt und unterlegt das Folgende dann mit einem Instrument, das die Besetzungsliste gar nicht aufführt: einen leicht ringmodulierten Synthesizer-Baß.
Möglicherweise kommt dieser Groove aber auch von Petter Olofsson, der dieses Klangbild unter Auslassung des Eigenanteiles seiner Baßgitarre produziert.
Erstaunlich die Homogenität der drei Basler als Komponisten. Die Performance zerfällt nicht in die Zuarbeit dreier unterschiedlicher Autoren. Alle drei pflegen einen verwandten Stil mit Groove- und Tempowechseln, mit Themen und Subthemen, die sich alle durch eine gewisse Einprägsamkeit auszeichnen.
Nicht zuletzt die Aufnahme selbst; sie ist - wie so vieles im Schweizer Jazz - im Auftrage von SRF2 Kultur enstanden, in der Konzethalle NOSPR im polnischen Katovice, ein offenkundig hervorragender Aufnahmeort.
erstellt: 08.04.19
©Michael Rüsenberg, 2019. Alle Rechte vorbehalten