KARIM ZIAD Dawi *******

01. Selmani part 1 (Ziad), 02. awi (trad, arr: Ziad), 03. Lala Aicha, 04. Had Zmen (Ziad), 05. Houaria, 06. Jilala (trad, arr: Ziad), 07. Mektoub (Ziad), 08. Malaika, 09. Jazzayer (Aubaile, Ziad), 10. Selmani part 2 (Ziad), 11. Hamdouchia (trad, arr: Le, Ziad)

Karim Ziad - dr, perc, lead voc, gumbri; David Aubaile - fl, keyb; Michel Alibo, Linley Marthe - bg, Olivier Peters - ewi, Rani Krija - perc, karkaboutbel, Vincent Mascart - ss, Frank Chastenier - p, Alain Debiossat - bars, Louis Winsberg - g, Mehdi Askeur - karkabou, tbel; Mehdi Askeur - acc, Scott Kinsey - keyb, p; Kouider Berkane - v, Arto Tuncboyaciyan - perc, Nguyen Le - g, Anahit Artushan - kanun, Armen Ayvazyan - kemenche, Vahagn Hayrapetyan - keyb, Hamid El Kasri, Abdelkebir Merchane - voc, Karim Nazme - rap, Aziz Sahmaoui, Menni Mohamed - voc, perc

rec. 2006 (?)
BirdJAM INT 3455 2; LC-Nr 15381

Beim Moers Festival 2007 hatte man es noch umgekehrt erlebt: Karim Ziad als Begleiter in "Gnawa Crossroads", der Gruppe von Hamid El Kasri. Der dortige Bandleader erscheint hier ohne die gumbri(den zweieinhalb-saitigen "Sahara-Baß"), sondern lediglich als Sänger im Kollektiv vokaler und instrumentaler Stimmen.
Beider Konzepte wurzeln in der
Gnawa Musik, einer Tradition, die uns "marokkanisch" erscheinen will, die aber auf wesentlich dunkelhäutigere Einwanderer aus Westafrika im 16. Jahrhundert zurückgeht. Gnawa besticht durch eine enge Verzahnung von Vorsänger und Gruppe und eine hochgradige, ja hypnotische Verwandtschaft zu ternären Jazz-Rhythmen, insbesondere dem in der JNE hochbeliebten Shuffle.Mit den richtigen Leuten an den Schaltstellen groovt´s, bis der Notarzt gerufen werden muß, vulgo: Tänzer in Trance fallen.
Damit hat sich´s aber auch schon mit den Gemeinsamkeiten der el Kasri- und Ziad-Projekte. "Dawi“ist genauso unterhaltsam, aber weitaus geordneter, durchdachter und präziser gespielt. Es dürfte kaum eine
World Jazz Projekt der letzten Jahre geben, in dem der Jazz-Aspekt so zu seinem Recht kommt wie hier. Es gehört zu den zahlreichen aufregenden Momenten von "Dawi", wenn immer wieder alterierte Akkorde die signalhaft einfachen Melodien einfärben, ganz zu schweigen von den Funk-Techniken, die sich mit den traditionellen Formen zu explosiven Mischungen verbünden.
Freunde, das groovt, das ist sowas von "auf den Punkt gespielt", wie man es auf diesem Sektor lange nicht mehr, zumindest nicht mehr seit Nguyen Le´s "Maghreb & Friends", gehört hat. Zumal hier laufend Jazzwerte eingelöst werden: Shuffles sonderzahl, 6/8, 12/4, ungerade Metren (in "Jazzayer"),
dr-solo gegen riff (ebendort) und mehrfach accelerandi, Tempobeschleunigungen. Es gibt einen Reggae ("Malaika") und einen sehr jazzmäßig arrangierten rap (im Titelstück).
Damit wir uns recht verstehen: dermaßen geballte Expertise dürfte der gebürtige Algerier Karim Ziad schwerlich in seiner Heimat oder sonstwo im Maghreb finden - "Dawi" ist erneut ein Produkt des in dieser Hinsicht absoluten Kompetenzzentrums Paris.

erstellt: 19.06.07

©Michael Rüsenberg, 2007, Alle Rechte vorbehalten