STEFANO BOLLANI Concertone ****

Concertone 1. Il Vecchio combattente (Bollani), 2. Eden, Andata e Ritorno, 3. Scherzo, 4. Distanti (Silvestri), 5. Elena e il suo Violino (Bollani), 6. Prima o poi io e te faremo L´amore, 7. Se Pensi di non dormire (Silvestri), 8. My Funny Valentine (Rodgers)

Stefano Bollani
- p, Ares Tavolazzi - b, Walter Paoli - dr, Orchestra della Toscana, Paolo Silvestri - cond

rec 3.-5.9.2003

SunnyMoon/Label Bleu LBLC 6666; LC-Nr 09743

Mit dieser Produktion geht einer der führenden Jazz-Pianisten Europas ins 19. Jahrhundert. Insofern sollte man, um den süssen Schock zu mildern, diesmal das Pferd von hinten aufzäumen und den time tunnel vom letzten track aus betreten. Da zeigt Bollani nach 2:25 mit seinem Trio, dass sein Jazz-Handwerk noch intakt ist. Und da wir "My funny Valentine" schon in allen erdenklichen Fassungen gehört haben, von
Belgian Electro bis Miles Davis (und Bollani zu letzterem nicht in Konkurrenz treten will), kann man diese Version a la Filmmusik sogar geniessen. Zumal das Orchester lange schweigt und das Bollani-Trio in einem ungeheuer eleganten swing die Zeit dehnt und staucht, wie es bei Jazzer´s so üblich ist.
Davor dann ein richtiges klassisches Piano-Konzert "in vier Sätzen: allegro, adagio, scherzo, allegro finale". Es gibt Solo-Kadenzen, logo; das scherzo klingt wie es klingen soll, der vierte Satz ist ein rondo über einem brasilianischen Rhythmus.
Trotzdem mag man "Thirdstream" nur in Anführungszeichen setzen, ein dritter Weg wird hier nämlich weder gesucht noch beschritten, sondern lediglich ein Schmachtfetzen auf die Bühne gebracht. Ein minder begabter Pianist wäre danach erledigt, von
Stefano Bollani ahnt man, dass man diese, seine Nostalgie-Wulst mit der nächsten Produktion vergessen haben wird.

erstellt: 23.03.05

©Michael Rüsenberg, 2005, Alle Rechte vorbehalten