MARC JOHNSON TRIO Shades of Jade ******

1. Ton Sur Ton (Marc Johnson, Eliane Elias), 2. Apereceu (Elias), 3. Shades of Jade (Marc Johnson, Eliane Elias), 4. In 30 hours (Elias), 5. Blue Nefertiti (Johnson), 6. Snow (Elias), 7. Since you asked (Johnson), 8. Raise, 9. All yours (Elias) 10. Don´t ask of me (Anton Mailyan)

Joe Lovano
- ts, John Scofield - g, Eliane Elias - p, Marc Johnson - b, Joey Baron - dr, Alain Mallett - org

rec 01+02/2004
ECM 1894 9871477; LC-NR 02516

Marc Johnson - das ist fast müssig zu erwähnen - hat immer schon Geschick bei der Auswahl seiner sideman gezeigt. Man denke etwa an seine "Bass Desires" vor 20 Jahren, eine zweiteilige Unternehmung sowohl mit John Scofield als auch Bill Frisell. Der Glücksgriff diesmal liegt weniger in der Wiederbesetzung mit ersterem, sondern in der sidewoman Eliane Elias - nie hat man sie so blues-beseelt gehört wie hier. Johnson & Elias sind einander keine Novizen, mindestens 5 Produktionen verbinden sie bis zurück ins Jahr 1988, und davo gehörten Sie gemeinsamen einem Ensemble namens CD Players an (das zwar ein Album produziert, aber nie veröffentlicht hat.)
Der erste Beleg für diese These ergibt sich klingend schon im Eröffnungstrack, dem fahlen
Shuffle "Ton Sur Ton", in dem Elias ihr solo mit Super-timing und sehr blue-note-durchsetzt gestaltet.
John Scofield gibt hier erstaunlicherweise nicht
den Scofield, sondern agiert wie ein Hintergrundmusiker, der lediglich das Thema mitspielt und ansobsten unauffällig koloriert. Erst in track 5, nach einer Reihe kühler Balladen, ist ihm ein Solo vergönnt. Aber auch das spielt er nicht in a distorted tone - wie üblich -, sondern in einem Klang viel näher an Jim Hall. Track 5, "Blue Nefertiti", hat es ohnehin in sich. Man wüsste zu gerne, wie Wayne Shorter die Autorenangabe hier bewertet: Marc Johnson bedient sich ungeniert des Original-Themas, er lässt nur den zweiten Teil weg und Soli zu (die es in der Ersteinspielung des Miles Davis Quintetts 1967 nicht gibt). Ob das schon ausreicht, jeden Hinweis auf die Autorenschaft Wayne Shorters zu unterlassen? - zumal der neue Titel ja selbst Taube auf die richtige Spur führt?
Damit wir uns nicht missverstehen, diese neue Fassung von "Nefertiti" ist eine vorzügliche, neben Scofield glänzen Elias und vor allem wieder Joe Lovano als Solisten.
"Snow" ist erneut ein Referenzstück, diesmal an das frühe
Keith Jarrett Trio.
Erst in dem Blues-Walzer "Raise"kommt der Organist zum Zuge und John Scofield erneut zu einem sehr jazzmässigen Solo, eine auch dank Joe Lovano eindeutige Reminiszenz an den funky Hard Bop. "All Yours" ist eine jener
rubato Balladen, die das Hauptgewicht dieser Produktion bilden. Sie schliesst mit "Don´t ask of me" , stilistisch nach "Raise" einem weiteren "Ausreisser", hier mit einem "armenischen Song von Anton Mailyan", der ausschliesslich von Alain Mallet und Johnson gestaltet wird, letzter mit arco (gestrichenen) Linien auf dem Kontrabass.


erstellt: 23.01.05

©Michael Rüsenberg, 2005, Nachdruck verboten