Klaus Doldinger, 1936-2025

Doldinger 2009Das Wintersemester 2025/26 hat begonnen. Vielleicht eine gute Gelegenheit, Bachelor- und Masterarbeiten zu vergeben, die den Nebel der zahlreichen Nachrufe durchdringen und den umfangreichen Kern einer einzigartigen Musikerkarriere freizulegen versuchen.
Keine leichte Aufgabe. Die Lösung versteckt sich hinter Aussagen, die eine Quelle, das Feuilleton, mancherorts nicht oben auf dem Hügel der Kompetenzen zeigen.
Mitunter möchte man auch Bezahlschranken einfach unten lassen:
„Mit seinem Saxofon rebellierte Klaus Doldinger im Nachkriegsdeutschland gegen die Vatergeneration, mit Soul und ´Gebrauchsmusiken´ wurde die Jazzlegende zum Brückenbauer.“ (Spiegel)
Die Zeit kommt dem Phänomen selbst mit Hilfe des Autobiografie-Co-Autors („Made in Germany – mein Leben für die Musik“, 2022) nicht näher.
Durch seine „offene Haltung“ (nämlich die Trennung in U- und E-Musik abzulehnen), „wurde Doldinger zu einem zentralen Vorkämpfer und Wegbereiter der deutschen Jazz-Revolution“.
Merkwürdig nur, dass der so Apostrophierte in einem entscheidenden definitorischen Moment, nämlich 1967 in der TV-Sendung „Free Jazz vs. Pop Jazz“, als er auf einen deutschen Jazz-Revolutionär traf, Peter Brötzmann,  klar das andere Ende der Fahnenstange wählte und sich für eine kurzzeitige Veräppelung des Gegenüber sogleich selbst zur Ordnung rief.
Denn das war er in der Tat, „ein Mann von Herzenswärme und rheinischem Frohsinn“ (Zeit), er hatte Manieren. Er war ein Herr.
„…der vermutlich meistgespielte Jazzer der Welt.“ (Welt)
Dem zum Beispiel lohnte sich nachzugehen. Diese Aussage - wie sagt man heute? - zu skalieren.
Und die Lösung liegt nicht, dies vorweg, in der Verbreitung der Aufnahmen mit seinem Quartett in den 60ern (darin auch andernorts bewährte Kräfte wie Peter Trunk, b, und Cees See, dr), oder seinen beiden Jazzrock-Ensembles, dem kurzlebigen Motherhood und dem sehr langlebigen Passport. Auch nicht in „Doldinger in New York“ (1994, u.a. mit Victor Lewis, dr, und Tommy Flanagan, p).

---wird fortgesetzt

Klaus Doldinger, geboren am 12. Mai 1936 in Berlin, verstarb am 16. Oktober 2025 in Icking bei München. Er wurde 89 Jahre alt.

 

jazzcity Fragebogen mit Klaus Doldinger

Foto: Stephan Wirwalski (CC BY 3.0)
erstellt: 18.10.25
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