Bevor man ihn physiognomisch sicher identifizieren konnte, sprach von weitem schon das Instrument für ihn: die Cymbals hoch, sehr hoch; rechts das Ride-Becken, links ein China-crash.
Die Becken hoch, der Mann sitzt tief.
1972 wurde er von Davis berufen, als Nachfolger von Jack DeJohnette. Von dem er sich stilistisch hinreichend unterschied. Wir erinnern einen mächtigen Rockbeat, aber „federnder“ als der von DeJohnette.
Kaum vorstellbar, dass jenem Jahre später die schlanken patterns auf „The Man with the Horn“ (1980) und „We want Miles“ (1981) so von der Hand gegangen wären wie Foster, z.B. die snare-Akzente von „Back Seat Betty“ oder der Reggae von „Kix“.
Die „federnde“ Ästhetik von Al Foster, sowohl in binären (Funk) als auch ternären (swing) Grooves, darauf einigen wir uns sogleich mit unserem Trommlerfreund Frank Samba. Einem, dem das Markieren der Unterschiede genauso am Herzen liegt wie jazzcity.de
Und dann betont er noch ein anderes Spezifikum, eine Korrektur des von Ethan Iverson als „reverse hi-hat“ in die Debatte geworfenen weiteren signiture sounds von Al Foster. Zu kompliziert, um hier dargelegt zu werden, aber eben doch ein Detail, die spezifische hi-hat-Ästhetik, die wohl Ruf & Rang dieses Schlagzeugers miterklärt.
Der sein großes Renomee zahllosen sideman-Jobs und eben nicht den nur acht Unernehmungen unter eigenem Namen verdankt.
Ein Mann der Praxis, der weder Berklee noch eine andere Kaderschmiede des Jazz von innen gesehen hat, ein Autodidakt, geboren in der US-Provinz, aufgewachsen in Harlem.
Sein Plattendebüt war 1964 mit dem Trompeter Blue Mitchell, seine Karriere zieht einen weiten Bogen mit Stationen bei historischen Größen, bei Joe Henderson, McCoy Tyner, Sonny Rollins, Herbie Hancock.
Bei aller Vielseitigkeit, seine Vorliebe gehörte den swingenden Grooves. Und er, der als einziger mit Miles sowohl vor als auch nach dessen Rückzug aus der Öffentlichkeit in der zweiten Hälfte der 70er gespielt hat, darf sich als Verdienst anrechnen, jenen, der nicht mehr swingen wollte, dann doch noch, auf „Amandla“ (1989), zu einem swinger überredet zu haben: zu „Mr. Pastorius“, gewidmet dem Monate zuvor verstorbenen Baßgitarristen.
Unter anderen Umständen wäre „Mr. Foster“ sicher treffender gewesen.
Aloysius Tyrone "Al" Foster, geboren am 18. Januar 1943 in Richmond/VA, starb am 28. Mai 2025 in New York City. Er wurde 82 Jahre alt.
tradin´ fours:
Cindy Blackman, Al Foster,
Tony Williams, Jimmy Cobb
erstellt: 30.05.25, korrigiert 31.05.25,
ergänzt 02.06.025
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