Er gehörte nicht zu den Instrumentalkollegen mit der „Feuerwehr-Spritze“, die, wie Eberhard Weber das kennzeichnen würde, die das Blaue vom Himmel spielen.
Sein Ton, oft auf dem Kornett, trocken, verhalten, brüchig. Weit weg von dem, mit dem man ihn der Namensgleichheit wegen verwechseln könnte.
Miles gehörte zu den Melodikern.
"Wenn man einen Ron Miles-Song richtig spielt, muss man im besten Fall weinen", sagt Pianist Jason Moran nun gegenüber National Public Radio (NPR).
"Denn die Songs waren voll. Ich vergleiche es mit der Art, wie John Coltrane 'Lonnie's Lament' gemacht hat. Er wusste, wie man die Freude in einer Melodie findet, und er wusste, wo das Herz in ihr steckt. Selbst in dem Moment, in dem man sie spielt, überkommt es einen einfach. Eine Menge Musik, die wir spielen, hat das nicht, sie hat es einfach nicht“.
Jason Moran gehört zum Personal von Miles´ letztem Album „Rainbow Sign“ (2020), seinem zwölften.
Darauf auch zwei seiner Langzeitpartner, Brian Blade, dr, und Bill Frisell, g.
Letzterem schickte er eine Bewerbungscassette, sein erstes Album mit ihm war „Quartet“, 1997.
Beide haben - wenn auch in zeitlichem Abstand - die gleiche High School in Denver besucht. Miles kam aus Indianapolis im Alter von 11 Jahren dorthin, die Eltern hielten die Luft in Colorado für besser angesichts seiner Asthma-Erkrankung.
Miles versuchte sich zunächst in Elektrotechnik, wechselte dann zur Musik in Boulder/CO, seinen Master machte er an der Manhattan School of Music, kehrte dann aber wieder nach Denver zurück.
Für jemanden aus der (Jazz)Provinz hat er eine erstaunliche Karriere gemacht.
Ronald Glen „Ron“ Miles, geboren am 9. Mai 1963 in Indianapolis ist am 8. März 2022 in Denver verstorben. Die Ursache ist eine seltene Bluterkrankung. Er wurde 58 Jahre alt.
Foto: Elliot Ross
erstellt: 08.03.22
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