HOLLY COLE Holly ******

01. I´m beginning to see the Light (Hodges, Ellington), 02. Your Mind is on Vacation (Mose Allison), 03. I was doing All Right (Gershwin), 04. It could happen to you (Burke, van Heusen), 05. Ain´t that a Kick in the Head (Cahn, van Heusen), 06. Teach me tonight (Cahn, dePaul), 07. We’ve got a World that swings (Mattis, Brown), 08. They can't take that away from me (Gershwin),  09-. Everybody loves somebody sometime (Taylor, Lane, Sands), 10. I could write a book (Hart, Rodgers), 11. Lazy Afternoon (Latouche, Moors)

Holly Cole - voc, Aaron Davis - p, ep, Larry Goldings - p, org, Ben Street, David Piltch- b, Justin Faulkner, Davide DiRenzo-  dr, Ed Cherry - g, Wycliffe Gordon - tb, voc (3,10), Scott Robinson - ts, cornet, John Johnson - fl

rec. 12. - 16.03.2016
Indigo T&M 055

„Sie war ein wenig vom Radar verschwunden in den letzten Jahren“,
seit 2012, teilt das Label anlässlich dieser Veröffentlichung mit.

(Sie hat, wenn wir uns recht erinnern, ihre kranke Mutter gepflegt.)
Das ist offenbar eine solche Zeitspanne, dass diese Produktion - vom Titel her - tut, als handele es sich um ein Debüt.
Dabei ist Holly Cole, die demnächst 55 wird, schon seit gut 30 Jahren dabei.
1986 gründet die Kanadierin ein Trio mit Aaron Davis und David Piltch, die auch heute noch in ihrer Umgebung wirken.
Auch wenn bei diesem „Neustart“ an den Tasten Larry Goldings ein wenig häufiger zum Einsatz kommt.
Holly Cole hat immer noch dieses fest Alt; man hört es gern im Zeitalter der vielen Mädchenstimmen, auch dass hier eine Kollegin die alte Jazztugend des vor-, auf- und hinter dem Beat Singens glänzend zum Einsatz bringt.
cover hollyMan darf davon ausgehen, dass sie ihre Billie Holiday studiert hat. Und Ella Fitzgerald.
In „I was doing All Right“ und „I could write a Book“ teilt sie sich die Gesangsrolle mit dem Ex-Marsalis-Mann Wycliffe Gordon in erkennbarem Bezug auf die historischen Vorbilder Ella Fitzgerald und Louis Armstrong - ohne diese zu erreichen.
Neues zu erfinden, Grenzen zu verschieben, war noch nie das Ansinnen von Holly Cole. Sie war und bleibt wenn nicht eine Königin, so doch eine - Achtung schiefes Bild - Gräfin der gediegenen Konvention.
Konventionell ist, wieder einmal, das Programm dieser Produktion, es wieder eine Schwerpunktverlagerung auf das WIE.
Einen ersten kleinen Gipfel erklimmt sie mit Mose Allison´s Blues „Your Mind is on Vacation“. Sie ist aber besser disponiert als das Original, um in dessen Stil den Beat zu umgarnen.
Eleganter auch als das Original die funky-Begleitung, insbesonderee von Aaron Davis an Piano und insbesondere E-Piano.
Von ähnlicher, sparsamer Eleganz das Duo in „It could happen to you“ mit Larry Goldings.
Welche Spannung die Auslassung eines Beats (stop time) in einem swingenden 4/4-Takt immer noch zu erzeugen vermag, erfahren wir mit Entzücken in „Ain´t that a Kick in the Head“.
Klar, dass sich Cole die Aufforderung in „We´ve got a World that swings“ zu selbigem Tun nicht entgehen lässt.
Oder Larry Goldings, der einen Gassenhauer wie „They can´t take away from me“ harmonisch ganz leicht ins Rutschen bringt.
Musik für die Blaue Stunde, eine schöne Pause, bevor das nächste Abenteuer beginnt. Sagen wir - von Christian Lillinger.

erstellt: 20.10.18
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