OZ NOY Schizophrenic *****

01. Ice Pick (Noy), 02. 120 Heart Beats, 03. Seven, 04. Schizophrenic, 05. Elephant Walk, 06. Twice in a while, 07. Jelly blue, 08. Underwater Romance, 09. Bug out

Oz Noy - g, Steve Lukather - g (2, 4), Anton Fig - dr, Keith Carlock - dr, Dave Weckl - dr, Will Lee - bg, perc; Ricky Peterson - keyb, Chris Palmaro - keyb, Shai Bachar - synth

rec 02.11., 21.11. + 14.12.2008
Magnatude PR-2317-2

In der Literatur gibt es Ein-Buch-Autoren (manche Kritiker führen hier Patrick Süskind an), in der Musik finden wir ähnliches. Der Begriff zeigt nicht an, dass die betreffenden Künstler es mit einem Werk bewenden ließen, es können zahlreiche andere folgen. Gemeint ist der Große Wurf am Anfang, dem nichts mehr auch nur annähernd Gleichwertiges folgt.
Oz Noy ist im Jazzrock ein klarer Kandidat für diesen Posten. „Ha!“, das Debüt dieses in New York lebenden israelischen Gitarristen war ein Knaller. Die seinerzeitige Wertung des „Guitar One Magazine“ bracht es auf den Punkt: „Stell´ Dir vor: Jeff Beck trifft auf John Scofield in der Band von James Brown.“
„Ha!“ (selbst der Titel machte Sinn) lief geradezu über von Tricks und Verweisen, Noys Keuzung von Monk & Hendrix war wegweisend. Kurzum, mit „Ha!“ kam Freude auf.
Sie währte nicht lange. Alles, was danach kam, lag im Schatten jenes großen Albums. Trotz erstklassiger Besetzungen konnte Oz Noy nicht mehr zu diesem Gipfelpunkt aufschließen. Mit „Schizophrenic“ erfahren wir endlich auch den Grund dafür: Noy ist ein umwerfender Gitarren-Techniker, aber ein lausiger Komponist. Seine Stücke erschöpfen sich in wechselnden Sammlungen von Gitarren-Tricks und kleinzelligen Einfällen; das sind bestenfalls Leistungen für einen Abschnitt, aber nie für ein komplettes Stück.
In seiner Rolle als alleiniger Komponist hat er sich vollkommen überhoben, und fatalerweise auf Fremdkompositionen, Standards wenigstens, verzichtet. Auch der Einsatz eines zweiten Gitarristen bringt wenig, Larry Carlton und Michael Landau haben Steve Lukather viel gewinnbringender eingesetzt - Noy untergräbt sein eigenes Modell von „Ha!“ (mit Mike Stern).
Schizophrenic. Der Titel ist - unfreiwillig - gar nicht schlecht gewählt. Die Wertung ergibt sich ausschließlich aus der Anerkennung des nach wie vor grandiosen Handwerks.

erstellt:02.03.10

©Michael Rüsenberg, 2010, Alle Rechte vorbehalten