JOHN SCOFIELD Überjam Deux ****
01. Camelus (Scofield, Bortnick), 02. Boogie Stupid,03. Endless Summer, 04. Dub Dub (Scofield), 05. Cracked Ice (Scofield, Bortnick), 06. Al Green Song, 07. Snake Dance, 08. Scotown (Scofield), 09. Torero (Scofield, Bortnick), 10. Curtis knew (Scofield), 11. Just don´t want to be lonely (Barrett, Eli, Freeman)
John Scofield - g, Avi Bortnick - g, samples, Andy Hess - bg, Adam Deitch - dr, perc, Louis Cato - dr (4,6,8,9), John Medeski - org, clavinet, mellotron (2,4,6,10, 11)
rec. 01/2013
Emarcy 0602537337248, LC 00699
John Scofield ist ein Tonträgerproduzent von großer Kontinuität, mit durchschnittlich einem Album pro Jahr kann man seit bald drei Jahrzehnten rechnen. Was diesem Output zusätzliche Atrraktivität verleiht, ist, dass einer der führenden Jazzgitarristen sich dabei so gut wie nie wiederholt. Nun gut, man findet immer wieder verwandte Besetzungen und Konzepte, aber eine direkte Wiederholung war bis dato ausgeschlossen.
Dass diese Serie ausgerechnet mit „Überjam Deux“ gebrochen wird, mag verwundern. Die Vorgänger-Alben „Überjam“ (2001) sowie mit Bläsern „Up all Night“ (2002), konnten beim Status dieses Gitarristen bestenfalls als B-Produktionen durchgehen.
In Teilen waren sie Scofield´s späte Antwort auf drum´n´bass, überwiegend aber funk-Rhythmen mit wenig Überbau. Bestenfalls Vorarbeiten zu einer wirklichen Hommage an Soul und /oder James Brown, bevor er mit „That´s what I say“ (2004) sich in der Tat Ray Charles zugewandt hat.
„Überjam Deux“ steht personell, bis auf Louis Cato, in Kontinutität zu den Vorgänger-Alben, wie diese ist es es gut produziert, die Rhythmen kommen knackig und punktgenau. Und mehr ist da nicht, Scofield als Solisten steht außer dem ewigen Schrummschrumm von Bortnick´s Rhythmusgitarre kein Solist zur Seite, nicht mal ein Begleiter, der ihn durch harmonische Kühnheit forderte, das Niveau der Interaktion ist denkbar niedrig.
Die meisten Stücke basieren auf funky licks, ein paar Rock-Grooves sind auch darunter sowie zwei, drei Rhythmusspuren, die eher für Soul-Balladen taugen.
Aber, die Nagelprobe kommt, wenn man diese Wiederaufnahme mit den Vorgängern vergleicht - die sind weitaus lebendiger, rhythmisch vielfältiger, „Überjam Deux“ ist nichts als ein lauwarmer Teebeutel des Projektes.
Nicht zuletzt, gäbe es eine Wahl der schlechtesten Cover Designs eines Jahres: „Überjam Deux wäre ein bis auf weiteres konkurrenzloser Kandidat.
Mag sein, dass hieran sich irgendein Vater- oder Großvater-Herz ergötzt, die meisten werden es schlichtweg als Warnung auffassen, Kleinkinder nicht mit Pastiktüten spielen zu lassen.
erstellt: 07.06.13
©Michael Rüsenberg, 2013. Alle Rechte vorbehalten