NILS PETTER MOLVAER Streamer Live ***

1. Frozen (Molvaer), 2. Marrow, 3. Little Indian, 4. Kakonita, 5. Simply so, 6. Hurry slowly, 7. Solid Ether

Nils Petter Molvaer
- tp, Eivind Aarset - g, Rune Arnesen - dr, Raymond C. Pellicer - progr, DJ Strangefruit

rec 10/2002
Edel/Absolute 0150002ABM


Kurze Rückblende in die norwegische Szene, Mitte der 90er Jahre. 1995 veröffentlicht
Bugge Wesseltoft das erste Album seiner Serie "New Conception of Jazz", daran beteiligt Nils Petter Molvaer. Zwei Jahre später bringt jener "Khmer" heraus - beide gelten seither gleichsam als Musterbeispiele der Modernisierung des norwegischen Jazz, seine Erweiterung um Elemente aus Ambient, HipHop, drum´n´bass, Electronica.
Was damals, vor knapp 10 Jahren, Errungenschaft, Novität war, Initialzündung für andere Künstler und den Auftakt machte für eine ganze neue Erzählung - hat inzwischen, peu á peu, bei beiden Künstlern, an Sauerstoff verloren und kaum mehr als ein Breittreten von
Quark.
Es mag ja noch angehen, beiden bei ihrer Bühnenarbeit zuzuschauen und den (Konzert)Raum klanglich zu erfahren, daheim bleibt davon nichts weiter als eine
wabernde Klangtapete, der es erheblich an musikalischer Gestaltungskraft mangelt. Der gesamte melodische und harmonische Fundus bei Molvaer kettet sich an eine Rhythmus-Konzeption, die weitgehend mit einer Loop-Ästhetik identisch ist.
Nichts gegen loops, Sprachfetzen und verwaschene Klangbilder, nichts gegen
Dub- und Ambient-Teppiche - solange diese sich nicht als die Hauptsache ausgeben. Molvaer weiss ihnen nämlich nichts aufzustülpen. Er dümpelt in Miles-Davis und Jon-Hassell-Phrasen, die matt & müde versinken in dem Teppich, aus dem sie sich eigentlich erheben sollten.
Kürzelmelodik a la Miles hatte bei ihrem Urheber einen völlig anderen Kontext, sie war nicht - wie hier - Legitimation für Träumereien, mögen noch so viele diese auch für die "Elegie des Nordens" halten.

©Michael Rüsenberg, 2004,
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