Am Freitag, 13. Oktober 2022, wäre der Auftakt in seiner Heimatstadt Luzern gewesen:
Start der "50 Anniversary of OM"-Tour, verbunden mit der Veröffentlichung einer Jubliläums-CD.
Bis zum 6. Dezember wären OM (Urs Leimgruber, sax, Christy Doran, g, Bobby Burri, b, und er) durch die Schweiz, Österreich, Deutschland getourt, mit Abstechern auch nach Paris, Lille und London.
Aus dem Umfeld der Band war schon im Mai zu hören: zwei Mitglieder seien so schwer erkrankt, dass sie unter allen Umständen diese Tour durchstehen wollten.
Einer von ihnen hat es nicht geschafft:
Fredy Studer, einer der renommiertesten Jazz-Schlagzeuger der Schweiz.
Lucas Niggli, der selbst zu den Großen dieser spezifisch eidgenössischen Zunft zählt, stellt ihn in einem persönlichen Pantheon neben Pierre Favre, Daniel Humair und Fritz Hauser.
Studer war ein lauter Drummer, einer, der bei allen Ausflügen den Groove durchscheinen ließ.
"Es mues eifach fahre´, vorgetragen im breitesten Luzerner Dialekt", entnehmen wir dem Nachruf von Peter Bürli im SRF; so formulierte Studer selbst sein Motto.
Sein Spiel, so multi-stilistisch es klingen mochte, war Cymbal-zentriert.
Das war kein Zufall, früh schon war er dem Schweizer Cymbal-Hersteller Paiste verbunden (u.a. als Tester neuer Instrumente). 1975 hat er zusammen mit Jack DeJohnette (mit dem ihn stilistisch nichts verbindet) für Paiste ein sogenanntes "Dark Ride"-Becken entwickelt.
Studer war Autodidakt. Sein „Fixstern“ (NZZ) gleichwohl war … Jimi Hendrix. Über dessen Drummer Mitch Mitchell (1946-2008) kam er, wie etliche seiner Generation, zu Elvin Jones und John Coltrane.
John Bonham, Carl Palmer, Bill Bruford, die Arbeit für Paiste führte ihn mit vielen Kollegen zusammen, in puncto Fachsimpeln wurde er einer der größten vor dem Herrn.
Fredy Studer, geboren am 16. Juni 1948 in Luzern, ist am 22. August 2022 verstorben. Wenige Wochen nach seinem 74. Geburtstag.
Seine Rolle auf der kommenden OM-Tournee wird Gerry Hemingway einnehmen.
Lucas Niggli über Fredy Studer, auf SRF2
erstellt: 23.08.22
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