jazz#MeToo

Gestern noch haben wir auf bandcamp tracks aus ihrem Debütalbum „Magdalena“ gehört.
Und uns darüber gefreut, dass eine Schweizer Tenorsaxophonistin einen MBase-artigen Stil pflegt, und gestaunt, dass sie ihn beim Urvater des asymetrischen Funk über Jahre gelernt hat, bei Steve Coleman.
Heute nun erhalten wir über London Jazz News einen link auf einen großen Artikel der Daily Mail New York City.
Und erfahren darin viel, sehr viel über die Kosten des sehr speziellen paying the dues für die junge Schweizerin beim Altmeister.
Mit anderen Worten, #MeToo hat nun auch den Jazz erreicht.
Es ist nicht der erste Fall von sexual harrassment in unserer kleinen Welt, wie dieses Feld der Übergriffigkeit im Ango-Amerikanischen heisst, aber der erste, der vor Gericht geht.
grand colemanSteve Coleman, 62, verklagt Maria Grand, 26, wegen Verleumdung („defamation“).
Der Streitwert, nicht ganz unsexy, beträgt 500.000 Dollar, weil Coleman´s Ruf ramponiert sei und er Schwierigkeiten habe, Gigs zu buchen.
Auslöser war ein Brief Grands an die Ehefrau von Steve Coleman sowie Kollegen im November 2017, in dem sie auf sieben Seiten en detail beschreibt, unter welchen Bedingungen der bekannte Mentor die unbekannte Nachwuchskünstlerin musikalisch und erotisch beschäftigt hat.
Wobei sie klarstellt, dass Letzteres häufig die Voraussetzung für Erstes war.
Die Umstände, die sie beschreibt, sind entwürdigend. Obwohl sie eine gewisse Faszination durch den Älteren nicht leugnet, konnte sie ihn nicht mehr ertragen, sie spricht von „traumatischen“ Erfahrungen und ging, im Zuge der aufkommenden #MeToo-Bewegung, an die Öffentlichkeit.
Steve Coleman bestreitet alles und hat Klage eingereicht.
Die Daily Mail jedenfalls akzeptiert keine Kommentare mehr zu ihrem Beitrag, nachdem der letzte Eintrag eines Lesers lautet: „She played with his horn.“

erstellt: 24.10.18
©Michael Rüsenberg, 2018. Alle Rechte vorbehalten