Münchner G´schichten der Jazzgeschichtsphilosophie (6)

Wer über die Dr. Um Band von Peter Erskine schreibt, dabei mit großem Flügelschlag in die Jazzhistorie aufbricht - und abstürzt, den wollen wir hinfort an dieser Stelle promovieren.
Sprechen wir also von Dr. Andrian Kreye vom SZ-Feuilleton (11.05.18).
Laut Dr. Kreye macht also dieses „gestandene Jazzrockquartett“ die Komposition „Dreamsville“ von Henry Mancini zum „zentralen Stück ihres Repertoires“ beim Konzert im Nightclub des Hotels Bayerischer Hof in München.
Unter den zahllosen Stücken Mancinis, die zu Jazz-Standards wurden, nimmt „Dreamsville“ in der Tat eine Sonderstellung ein:
die JC-Datenbank verzeichnet nur eine Interpretation, nämlich 2002 durch das Brad Mehldau Trio, auf dem Album „anything goes“.
Viel bedeutender aber: Jazzstandards.com antwortet auf die Suche „Dreamsville“ mit „No Results“.
Die Dr. Um Band dürfte also an jenem Abend Neuland oder sagen wir lieber: ein neues Fleckchen, betreten haben.
Nun könnte Dr. Kreye vernünftigerweise darüber räsonnieren, warum „Dreamsville“ nicht den Status von „Days of Wine and Roses“ oder „Moonriver“ teilt, als vielgespieltes Werk.
Das tut er auch, indem er zunächst den Komponisten auszeichnet:
„Wie so oft rettete Mancini die schamlos sentimentale Melodie mit unerwarteten Akkordwechseln.“
Und dann (man achte auf das Personalpronomen) generalisierend auf die Schnauze fällt: „Jazzmusiker taten sich mit ihm deswegen immer schwer, weil man bei ihm am Kitsch und an den Akkordwechseln gleich doppelt scheitern kann.“
Unter den 26 Jazzkünstlern, die allein in der JC-Datenbank mit Mancini-Interpretationen verzeichnet sind, möchten wir insbesondere einem diesen Lachsack auftischen, Tony Coe.
Mr. Coe ist inzwischen 83; wir hoffen, er erfreut sich bester Gesundheit, um Dr. Kreye im fernen Munich mit dem ihm (Coe) eigenen Humor etwas zu entgegnen.
Mr. Coe hat 1963 das Tenorsaxophon in der Filmmusik zu „The Pink Panther“ gespielt und 1985 die Gefahr, „doppelt zu scheitern“ auf seinem Album „Mainly Mancini“ in nachweislich fünf Fällen erfolgreich abgewehrt.

PS: Dass Peter Erskine, laut Dr. Kreye, mitgeholfen habe, „den Jazzrock Stadion-tauglich zu machen“, darüber lachen wir ein anderes Mal.

erstellt: 11.05.18
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