OUT OF/INTO motion I ******
01. Ofafrii (Gerald Clayton), 02. Gabaldon’s Glide, 03. Radical (Joel Ross), 04. Second Day (Gerald Clayton), 05. Aspiring to Normalcy (Matt Brewer), 06. Synchrony (Kendrick Scott), 07. Bird's Luck (Gerald Clayton)
Gerald Clayton - p, ep (4), Immanuel Wilkins - as, Joel Ross - vib, mar, Kendrick Scott - dr, Matt Brewer - b
rec. 2024
Blue Note 00602465981971
Dies ist eine Labelband, ihre Mitglieder sind Vertragskünstler oder sidemen von bzw. für Blue Note Records.
Anfang 2024, anlässlich des 85. Geburtstages des Labels, waren sie als The Blue Note Quintet auf Tour (wie vor ihnen in der Historie des Labels schon etliche Kollegen unter Out Of The Blue, Superblue, New Directions, The Blue Note 7, oder The Blue Note All-Stars).
Die Begründungen für das Umtaufen in der hier vorliegenden, anschließenden Studioproduktion zu Out Of/Into leuchten wenig ein.
Wie dem auch sei, das Quintett - alle exzellente Musiker - bestätigt eh die Eindrücke bzw. das Format „Labelband“, als da sind mehrere Köche, die einen Brei anrühren, der sich weder durch Konsistenz noch Würze ihrer je eigenen Projekte auszeichnet. Man könnte auch sagen: viel Pflicht, wenig Kür.Wobei man den vier Komponisten unter ihnen (Immanuel Wilkins hält sich diesbezüglich zurück) durchaus zugute halten muss, dass sie ihre Stücke nicht auf den bei solchen Gelegenheiten allfälligen, funkigen Neo Hardbop beschränken.
Sie sind stilistisch und formal durchweg offener.
Und, die Musik in mindestens zwei Fällen ihren Titeln zuwiderläuft. An Joel Ross´ „Radical“, einem medium swing, ist nun wirklich nichts zu entdecken, was dem Motto entspräche - außer, wie generell, exzellentes Handwerk, insbesondere durch Ross & Wilkins.
Bei „Aspiring to Normalcy“ von Matt Brewer gilt der Titel („Streben nach Normalität“) sozusagen invers, es entfernt sich am deutlichsten vom „Normalen“. Auch hier ist der Duktus cool wie in zwei Balladen davor; aber der Grundbeat eines 3/4-Taktes verflüchtigt sich zunehmend; bei 9:38 (von 11:51) öffnet sich eine Coda und schließt es thematisch in einem Schub von Lebendigkeit.
Davon ist durchgehend „Synchrony“ gekennzeichnet. Der Komponist Kendrick Scott beginnt es - wie könnte es anders sein? - mit einem drumsolo. Das Zusammenspiel des Solisten Joel Ross mit der Rhythmusgruppe ist superb über einem uptempo swing, das sich anschließende Alt-Solo von Immanuel Wilkins nicht minder; zwei ganz starke Stimmen des gegenwärtigen US-Jazz.
Der Abschluss danach kann nur wieder sein? … eine erneute Ballade. Die - der Titelassoziation zum Trotz („Bird´s Luck“) - nichts von Charlie Parker hat.
erstellt: 14.02.25
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