That´s Jazz? - That´s Feuilleton! (2)

Ja, kann man machen. Man kann sich, wie Dr. Steinfeld, einer der Kulturchefs der SZ, über den leicht beflissenen Tonfall der Bundeskonferenz Jazz e.V. belustigen, mit dem sie die Antworten der Parteien auf ihre "Wahlprüfsteine" begrüßt: "Es freut uns, dass alle Parteien Jazz als eine besonders wichtige Kunstform anerkennen und sie in Zukunft noch stärker unterstützen wollen."
Man kann solche Sätze, wie Dr. Steinfeld, verpackt mit einigem Räsonnieren, vom Hochplateau des Groß-Feuilleton aufs Land platzen lassen - die Sache scheint erledigt.
Kann man machen - wenn man sich, wie Dr. Steinfeld, gehörig dummstellt und den Kontext negiert, der die Fragen der Bundeskonferenz Jazz e.V. an die Parteien als durchaus plausibel erscheinen läßt. Ihr höchst vernünftiges Verlangen nach einer "Spielstättenförderung" beispielsweise kommt als Lachnummer an, wenn man, wie Dr. Steinfeld, die "Funktionäre" der Bundeskonferenz Jazz zuvor als "weinerliche Knechte" ausgemacht hat.
Was man nicht machen kann, ist, wie Dr. Steinfeld, behaupten, "die erfolgreichsten Jazzmusiker, auch in Deutschland, kommen gegenwärtig immer noch aus den skandinavischen Ländern, vor allem aus Norwegen und Schweden". Es sei denn, man statte Pat Metheny, Mike Stern und John Scofield mit skandinavischen Pässen aus.
Was man auch nicht machen kann, ist, wie Dr. Steinfeld, behaupten, "eine Institution, die der Bundeskonferenz Jazz entspräche, gibt es in keinem dieser (skandinavischen) Länder."
Stimmt. Im Wortsinne gibt es sie nicht. Es gibt viel Effizienteres: angefangen mit dem 1953 gegründeten Norsk Jazzforum fünf (!) Institutionen, darunter das Außenministerium, die Geld in die Jazzszene pumpen, auf dass ihre Repräsentanten auch bei uns zu den "erfolgreichsten" werden.
Dr. Steinfeld sollte sich vom Norsk Jazzforum einladen lassen und vor Ort die Stichhaltigkeit einer "Spielstättenförderung“ prüfen. Und, als des Schwedischen Kundiger, vorher in Stockholm vorbeischauen - Rikskonserter/Concerts Sweden und Caprice Records stehen vor dem Aus!



©Michael Rüsenberg, 2009. Alle Rechte vorbehalten