URI CAINE TRIO Live at the Village Vanguard ******
1. Nefertiti (Wayne Shorter), 2. All the Way (van Heusen), 3. Stiletto (Caine), 4. I thought about you (van Heusen), 5. Otello (Caine), 6. Snaggletooth, 7. Go deep, 8. Cheek to Cheek (Berlin) 9. Most wanted (Caine), 10. Bushwack
Uri Caine - p, Drew Gress - b, Ben Perowsky - dr
rec 05/2003
Winter+Winter 910 102-2; LC-Nr 02829
Uri Caine, einer von vier "artists in residence" an der neuen Philharmonie Essen, ist dortselbst in der Saison 2004/2005 mit einem halben Dutzend Terminen notiert - dieses Trio ist (leider) nicht darunter. Das muss kein schlechtes omen sein für seine überwiegenden Spaziergänge in die abendländische Tradition, aber der Jazzpianist Uri Caine ist hier nun mal in besten Händen (und balanciert den einen oder anderen Zweifel an seinen diesbezüglichen Fähigkeiten aus).
Aber, wenn man nicht ganz auf den Kopf, pardon: auf die Hände gefallen ist - mit Drew Gress und Ben Perowsky kann man auch nichts falsch machen.
Der Auftakt, "Nefertiti", ist gut gewählt; schon in der ersten Minute lädt Caine seine Hauptreferenzen hoch: Stride Piano und Herbie Hancock. "I thought about you" lässt er dann ein regelrechtes stride opening angedeihen, aber er überdehnt diesen wie auch den anderen Einfluss nicht. Ein Original-Hancock ist diesmal nicht dabei - "Most Wanted" klingt aber wie der Abdruck von "Maiden Voyage" in Butterbrotpapier. Gerne hat´s der Uri auch mit Monk. Nichts dergleichen steht diesmal in den leed sheets, wohl aber ist sein "Stiletto" a la Monk geputzt, noch dazu mit einer Lieblingstugend der JNE einem dr-solo gegen riff.
Das gehört heute - dankenswerterweise - zur musikalischen Alltagssprache des Jazz, aber der Perowsky, Ben, der aufmerksamsten einer, hat noch viel mehr drauf. Ein paar Take half time hier, ein paar Takte double time dort, kleine Farbwechsel in den Begleit-Patterns, die dieses Albums so wunderbar unterhaltsam, in heutigen Worten "durchhörbar" machen.
©Michael Rüsenberg, 2004, Nachdruck verboten