Der Preis des Preises

Das A-Trane in Berlin, der Bunker Ulmenwall in Bielefeld, das domicil in Dortmund, die Münchner Unterfahrt wurden ausgezeichnet, mithin die bundesweit bekannten „Jazz“-Clubs. Würde in dieser Liste der Stadtgarten Köln fehlen, man könnte die entsprechende Jury der Blindheit, Taubheit oder beider zusammen bezichtigen.
Der Stadtgarten Köln findet sich in der Tat unter den mit je 30.000 Euro unterstützen locations des Spielstättenförderpreises in der Kategorie I (Details unten).
Insofern hat die Jury erwartbar ordentliche Arbeit geleistet.
Die Preisträger wurden, wie berichtet, von einer 9köpfigen Jury im Auftrag der Initiative Musik e.V. ermittelt, zu Verteilung kamen Bundesmittel in Höhe von 1 Mio Euro.
Gleichwohl, das Ganze hat ein Geschmäckle, weil einer der Juroren zugleich Begünstigter ist: Reiner Michalke, einer der Geschäftsführer des Stadtgarten Köln. Hat er sich oder seinen Club mit Hilfe der drei weiteren, jazz-affinen Juroren bereichert?

Michalke gehört zu den wesentlichen Initiatoren des Preises, der ursprünglich nur dem Jazz gelten sollte, im weiteren Verlauf aber nur unter Hinzunahme von Pop-Locations durchzusetzen war. Pop fliesst nicht nur der Löwenanteil der Preisgelder zu (600.000 aus 1 Mio Euro), Pop stellt auch die Mehrheit der Juroren (5 von 9) - unter den 380 Bewerbern überwogen die Jazz-Einreichungen allerdings bei weitem.
Michalke schreibt, unter „allergrössten Bedenken“ dem "Ruf in die Jury" gefolgt zu sein: „Schließlich ist niemand bereit, in eine Jury zu gehen, wenn er damit gleichzeitig die Chance auf einen Preis ausschlägt.“
7 von 9 Juroren votierten für den Stadtgarten, bei einer Enthaltung und einer Gegenstimme; die Abstimmung für diesen Punkt fand anonym vor der Jurysitzung statt.
Im Falle des Loft (Köln), das ein jeder, der es besucht hat, für preiswürdig hält, zeigt sich ein weiterer Preis dieses Preises: die Voten verliefen entlang der Genre-Grenzen, 4 Jazz-Affine dafür, 5 Nicht-Jazz-Affine dagegen, vulgo: Pop-orientierte Juroren befinden über Jazz-Locations - das Resultat entbehrt nicht einer gewissen Komik.
Gibt es eine erneute Auschüttung im nächsten Jahr?
Das hängt von der Zusammensetzung des kommenden Kulturausschusses im Bundestagab. Die Mitglieder der abgelaufenen Legislatur konnten es gut miteinander - die neuen kennt noch keiner.
Sie sollten das Verfahren für die Spielstättenförderung wasserdicht machen.

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Kategorie I

Spielstätten mit regelmäßig mehreren Livemusikveranstaltungen pro Woche

Motorschiff Stubnitz, Rostock, Mecklenburg-Vorpommern

Alte Feuerwache Mannheim, Baden-Württemberg

Astra Stube, Hamburg

Bunker Ulmenwall, Bielefeld, Nordrhein-Westfalen

domicil, Dortmund, Nordrhein-Westfalen

Gebäude 9, Köln, Nordrhein-Westfalen

Hafenklang, Hamburg

Hirsch, Nürnberg, Bayern

Jazz Club A-Trane, Berlin, Berlin

Jazzclub Tonne e.V., Dresden, Sachsen

Jazzclub Unterfahrt, München, Bayern

Jazzhaus Freiburg, Freiburg, Baden-Württemberg

Magnet Club, Berlin
Molotow, Hamburg

Moritzbastei Leipzig, Leipzig, Sachsen

scheune e. V., Dresden, Sachsen

Stadtgarten Köln, Köln, Nordrhein-Westfalen

The Atomic Café, München, Bayern

Uebel & Gefährlich, Hamburg, Stefanie Hochmuth
 
Kategorie II

Spielstätten mit durchschnittlich einer Livemusikveranstaltung pro Woche
Haldern Pop Bar, Haldern, Nordrhein-Westfalen
Birdland Jazz Club Neuburg, Neuburg, Bayern
Brotfabrik, Frankfurt am Main, Hessen
Glashaus, Bayreuth, Bayern
Golden Pudel Club, Hamburg
Jazz Club Minden, Minden, NRW
Jazzclub Karlsruhe, Karlsruhe, Baden-Württemberg
Jazzclub Regensburg e.V., Regensburg, Bayern
Karlstorbahnhof, Heidelberg, Baden-Württemberg
Klubbar King Georg, Köln, Nordrhein-Westfalen
LiveCV im CVJM Lübeck, Lübeck, Schleswig-Holstein
zakk SSP, Düsseldorf, Nordrhein-Westfalen
 
Kategorie III
Reihen mit mindestens zehn Veranstaltungen im Jahr
Eine Welt Aus Hack Konzerte, Berlin
FatJazz urban-X-changes, Hamburg
Fjazzforum_bayreuth, Bayreuth, Bayern
Jazz im KultRaum Kleinmachnow, Kleinmachnow, Brandenburg
Jazz in der Stadt, Bad Kreuznach, Rheinland-Pfalz
Jazz Initiative Dinslaken e.V., Dinslaken, Nordrhein-Westfalen
JAZZ LIVE IM SPEICHER (LEER), Leer, Niedersachsen
Jazzclub Konstanz, Konstanz, Baden-Württemberg
Jazz-Club Neumünster e.V., Neumünster, Schleswig-Holstein
Jazzclub Nordhausen e.V., Nordhausen, Thüringen
jazzclub singen, Mühlhausen-Ehingen, Baden-Württemberg
Jazzclub Villingen e.V., Villingen-Schwenningen, Baden-Württemberg
Jazzfrühling Jena, Jena, Thüringen
jazzGAP 12, Garmisch-Partenkirchen, Bayern
Jazzkeller 98 im Schloss Miltach, Miltach, Bayern
Jazzklub Krefeld e.V., Krefeld, Nordrhein-Westfalen
Jazzkongress e.V., Freiburg, Baden Württemberg
jazztone, Lörrach, Baden-Württenberg
Kulturverein Platenlaase, Platenlaase, Niedersachsen
Künstlerwerkstatt Pfaffenhofen 2012, Pfaffenhofen, Bayern
Liveclub Telegraph, Leipzig, Sachsen
OHA! Music, Hamburg
Seemannsklub, Rostock, Mecklenburg Vorpommern
Zoglau3 Raum für Musik, Reut/Taubenbach, Bayern