HANK ROBERTS Green ***

01. Azul (Hank Roberts), Bernie-Suite: 02. Bernie Alap, 03. Prayer, 04. Bernie; 05. In the 60´s, 06. Cola People, 07. Trees, 08. First, Lenape-Suite: 09. Lenape Alap, 10. Nasfet, 11. The departing Hunter´s Song (trad.) - War Dance Song -Jersey Devil (Hank Roberts), 12. Long Walk, 13. Gentle, 14. Pictures

Hank Roberts - cello, voc, g; Marc Ducret - g, Jim Black - dr, electr

rec 12. - 14.06.2007
Winter+Winter 910141-2; LC 02829

Lange nichts mehr gehört von Hank Roberts. In den 80ern trat er als eine der interessantesten Stimmen der down town scene in New York hervor: jazz-nah, aber schon dank seines Instrumentes, das im Jazz keine Traditionslinie kennt, zugleich auch jazz-fern, mit Obertönen aus Country und Rock, später auch, im Arcado Trio, aus einer experimentellen Kammermusik.
Sein Name verbindet sich früh mit
Bill Frisell, Tim Berne, Joey Baron, aber auch Django Bates.
"Auf dem Höhepunkt seiner Karriere verlässt Hank Roberts New York und bricht einige Brücken hinter sich ab", wie sein damaliger wie heutiger Produzent,
Stefan Winter, anmerkt, "da seine Familie das wichtigste Gut für ihn bedeutet, das er nicht durch das unstete und unberechenbare Leben eines Musikers aufs Spiel setzen will. Er zieht ins ruhige Ithaca, um sich seinen Kindern voll widmen zu können."
Der Nachwuchs steht längst auf eigenen Beinen, Roberts verspürt wieder Lust auf Musik; 2006 trifft er sich mit seinen Partnern, geht mit ihnen auf Europa-Tournee, 2007 folgt die Produktion von "Green".
Ohne sich nun groß umzuhören, darf man annehmen, dass das
come back von Hank Roberts als allgemein begrüßtes Ereignis angesehen wird - der Mann steht für eine sehr eigene Melange; ein Provinzler, der mit seiner Verschrobenheit in der Metropole aufhorchen lässt.
Die große Vergangenheit - mit anderen Worten - erzeugt einen ordentlichen Erwartungspegel, zumal die beiden Mitstreiter auch nicht von Pappe sind. Aber, das Unternehmen "Green" beginnt zäh, schläfrig, unentschlossen, wo nach soviel Jahren Land zu finden sei. Die Sache mit den gebrochenen Rhythmen ist ja gut und schön, aber es muß sich auch etwas dahinter verbergen, ein
feeling, eine Glut. Hier fällt allzu oft alles auseinander. Wo eine der beiden Suiten beginnt, ist nur mit einem Blick ins booklet zu erahnen, zu hören sind Zusammenhänge nicht.
Manchmal schälen sich
Rock-Strukturen heraus (tracks 6, 7, 11), auch ein veritabler Song (14) - kurzzeitige Aufwallungen sind das, denen zudem jene Farbigkeit völlig abgeht, wie sie vor 20 Jahren für einen Hank Roberts selbstverständlich war. Nicht zufällig hieß sein Debüt "Black Pastels".
Marc Ducret, der in seinem eigenen Trio vor Energie birst, scheint hier an die Kette gelegt wie altersschwacher Präriehund; die off beat-Spielereien eines Jim Black verschwimmen statt intelligent zusammenzufügen, von der metallischen Kraft seiner eigenen Combo Alas No Axis ganz zu schweigen.

erstellt: 04.03.08

©Michael Rüsenberg, 2008, Alle Rechte vorbehalten