OSKAR AICHINGER, FRANZ KOGLMANN Bridal Suite **

1. The Look of Love (Bacharach), 2. Alfielude # 1, 3. Close to you, 4. Alfielude # 2, 5. Wives and Lovers, 6. Alfielude # 3, 7. Walk on by, 8. Look of Love, Take 2, 9. Alfielude # 4, 10. Wives and Lovers, Take 2, 11. Alfielude # 5, 12. Close to you, Take 2, 13. Walk on by, Take 2

Oskar Achinger - p, Franz Koglmann - flh

rec 5.+6.7.2004
Handsemmel Records 2108
www.lotusrecords.at

Neues vom Dr. Koglmann aus Wien - der gar kein echter Doktor ist. Schon zu
Jazzcity-Zeiten aber haben wir uns gern der landesüblichen Hochstapelei in Bildungsfragen angeschlossen, weil der Koglmann, Franz durch wirklich scharfsinnige Aussagen zum Jazz hervorgetreten ist. Legendär seine Abfuhr des unter Jazzmusikern wohlverbreiteten "In-Sich-Hineinhörens", als vermeintlicher Voraussetzung zur Formung einer künstlerischen Aussage.
Leider will das Instrument dem Dr. Koglmann bei seinen praktischen Jazz-Anwendungen nicht so recht folgen. Das mochte früher, in z.T. glänzend besetzten grossen und kleinen Ensembles, noch dazu bei starken Konzeptionen, nicht so recht auffallen - im Duo-Format ist es tödlich. Koglmann würde sich gewiss verbitten, wenn man diese Produktion zum Anlass nähme, in der Jazz-Ideologie nachzublättern, im Schwulst von "intime Dialoge" etc. - seine Performance strauchelt schon, bevor sich solche Gedanken überhaupt einnisten können. Koglmann und sein - in der
Jazzcity sehr geschätzter Partner Aichinger - haben ein schweres Kapitel der Standard-Literatur sichvorgenommen - Burt Bacharach - und sich daran komplett verhoben.
Den eindringlichen Melodien wollen sie offenkundig entgehen, indem sie sie weiträumig umspielen, um dann quasi unverhofft auf sie zu stossen. Ein
Marc Copland macht so was zum Frühstück, die beiden Wiener aber stochen nebeneinander in den Vorlagen herum, finden keinen gemeinsamen Ton, weder zu sich selbst noch zum Material.
Mitunter bangt man geradezu, wo der Dr. Koglmann denn nun hinwill, seine Intonation nämlich war noch nie so schlecht wie heuer, bei dieser Produktion. Nun hatte Koglmann nie einen Vortrag, der in einem
blindfold test hätte identifiziert werden können...es sei denn als verblüffende Erkenntnis, wie ein Schwerdenker des europäischen Jazz an der leichten amerikanischen Muse scheitert.

erstellt: 12.03.05

©Michael Rüsenberg, 2005, Alle Rechte vorbehalen