SOFT WORKS abracadabra ***

Seven Formerly (Dean), First Trane, Elsewhere (Hopper), K. Licks (Phil Miller), Baker´s Treat, Willie´s Knee (Dean), Abracadabra (Hopper), Madame Vintage (Holdsworth)
Elton Dean - as, saxello, ep; Allan Holdsworth - g, synthaxe;
Hugh Hopper - bg; John Marshall - dr; rec 6./7.6.2002
Zomba/ToneCenter TC-4029 2; LC-Nr 03090


Schon diskographisch darf diese Combo als kleine Sensation durchgehen: Soft Machine Alumni, die nie als Quartett, wohl aber hälftig und in sequentieller Folge der britischen Jazzrock-Legende angehört haben. Hopper & Dean aus der vielleicht fruchtbarsten Periode, den Zeiten von
*Third* und *Fourth*; als Holdsworth kam, traf er nur noch auf Marshall
(*Bundles*, 1975).
Als parallele Schnittstelle hingegen können die Wintermonate 1971/72 betrachtet werden, die Produktion von*
Fifth*. Da mutiert das *alte* Quartett (Hopper, Ratledge, Dean, Phil Howard) über die gemeinsame Schnittmenge Elton Dean in eine zunächst personelle (Dean, Ratledge, Marshall, Roy Babbington) und - deutlicher noch mit dem nächsen Album - auch in eine stilistisch andere Formation.
Soft Works - eins schönes Vor-Echo also für viele, die guten Willens sind, da kommt Freude auf, zumal die Verlängerung der Soft Machine Tradition in die Gegenwart nur punktuelle gelungen ist und etliche Freiflächen offen-bart.
Wenn wir aber ehrlich sind und sowohl die Ohrenstöpsel als auch die Brille der Verklärung abnehmen, dann müssen wir eingegestehen, dass es aus dem Umkreis von Soft Machine schon des öfteren Katastrophen zu vermelden gab; will heissen: musikalische Leistungen, die zu dem grossen Namen in einem *sub-optimalen* Verhältnis standen, auf gut Deutsch: Projekte, die in die Hose gegangen sind.
Und dieses gehört dazu: unter dem geradezu bescheuerten Titel
abracadrabra wird nicht gezaubert, sondern Trübsal geblasen. Die Durchhänger haben einen Namen: Elton Dean. Er spielt das Altsaxophon Ton für Ton, also könne man Einzeltöne nicht binden und in günstigeren Fällen damit etwas *erzählen*.
Auch die Rhythmusgruppe kommt aus der Abteilung
Seniorensport kaum heraus; allenfalls solide wirkt sie, wenn sie 4/4 oder auch 6/4 unter den Füssen hat, bei etwas *Modernerem*, Andeutungen von flexibler time etwa, schlingert sie einher. Man merkt, wie Hugh Hopper und John Marshall geradezu *aufwachen*, wenn Allan Holdsworth ein Solo sich nimmt - dann weiss auch der Zuhörer, dass der Parkours wenigstens für die nächsten Minuten sicher abgesteckt ist.
Soft Works hätte, nach *Polysoft* und *Jazzloops*, für Hugh Hopper der Abschluss eines sehr heterogenen, aber doch respektablen Starts in das 21. Jahrhundert sein können, schon personell quasi der amtliche missing link zum aufregendsten Kapitel des britischen Jazzrock. Es ist eine Stunde quälender Langeweile geworden, konzeptionell und interpretatorisch weit, weit sub-Standard.

©Michael Rüsenberg, 2004, Alle Rechte vorbehalten