Yep, diese Auszeichnung geht klar, aber sowas von…
Sie hätte, andernorts, schon deutlich früher erfolgen können. So kommt sie jetzt, wenigstens in ihrer praktischen Ausführung, gerade rechtzeitig zu seinem 60. Geburtstag.Christopher Dell, 1965 geboren in Darmstadt, gehört zu den gewichtigsten Aktivposten der deutschen Jazzwelt.
Schon rein äußerlich unterscheidet er sich vom Gros seiner KollegInnen; immer korrekt gekleidet, ja man möchte sagen „wie ein Herr“, pflegt er (das erleichtert ihm sein Instrument, das Vibraphon) auf der Bühne immer auch Blickkontakt zu ihnen.
Der Rahmen, den er stilistisch zieht, ist immens. Die Schnittstelle zur Neuen Musik - von anderen eher beschworen als durchdacht -, sie glüht, wenn er dort auftaucht. Und im Verein mit Jonas Westergaard, b, und Christian Lillinger, dr, taucht er dort oft auf.
Er kann´s aber auch, eher konventionell, mit Wolfgang Haffner, dr. Und wer hat den „Vater des easy listening“ (Bert Kaempfert, 1923-1980) jazzseitig promoviert? Christopher Dell.
Inklusive dieses Beitrages findet er allein bei JC vierundzwanzig Nennungen.
Von der formalen Bildung her bestens beglaubigt (promoviert & habilitiert, im Fach Städtebau!), aber auch erlebenspraktisch, hat die deutsche Jazzwelt in ihm zweifellos ihre größte intellektuelle Potenz.
Er kann klug reden. Und er wird der von seinen Sätzen gelegentlich betörten deutschen Jazzwelt darlegen können, warum er in seinem Projekt „das arbeitende Konzert“ den damit beschriebenen Prozess wider alle Anthropologie zum Subjekt erheben darf.
Christopher Dell erhält den SWR Jazzpreis 2025. Der von Joachim Ernst Berendt initiierte Preis der Rundfunkanstalt und des Landes Rheinland-Pfalz ist mit 15.000 Euro dotiert, und wird damit zum 45. Mal vergeben.
Die Preisverleihung und das Konzert mit dem Preisträger und seinen Trios DLW (mit Christian Lillinger und Jonas Westergaard) und DRA (mit Christian Ramond und Felix Astor) findet im Rahmen des "Enjoy Jazz"-Festivals am Mittwoch, 29. Oktober 2025, im BASF Gesellschaftshaus in Ludwigshafen statt.
JC gratuliert herzlichst, in einer Haltung, die es sich bei Michael Naura abgeschaut hat: auf Knien.
Foto: Gerhard Richter
erstellt: 12.06.25
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