Frank-Walter Steinmeier fragt: „Was hilft gegen einen leichten Blues?“
Die Jazzpolizei wüsste eine Antwort: ein uptempo Shuffle Blues.
Oder wenigstens doch (Musikethnologen für einen Moment mal weg-
gehört!) ein authentischer Blues.
Alles gut & schön.
Des Bundespräsidenten Anwort:
„Guter Jazz!“
„Und deswegen haben wir (der Bundespräsident auf Schloß Bellevue, Anm. JC) ein paar Stühle im Garten aufgestellt und Wolfgang Haffner gebeten, ein paar Leute zusammenzutelefonieren: wunderbare und exzellente Jazzmusiker.“
Was des Bundespräsidenten ghostwriter übersehen hat:
ein Telefonorchester aufzubieten ist eine der schwersten Sünden, die ein Bandleader begehen kann, egal ob drinnen oder draußen.
In Haffner´s Entourage, soviel Entwarnung darf sein, befanden sich aber Kräfte, die in puncto timing & Improvisation das Niveau zuverlässig nicht auf das einer zufälligen Auswahl sinken lassen: Christopher Dell, vib, und Claus Fischer, bg.
Die Sängerin Céline Rudolph ist gekommen, auch der Trompeter Sebastian Studnitzky.
Letzteren begrüsst Steinmeier mit einem Zitat über dessen Mitwirken an Haffner´s jüngstem Album. Es lädt zum Fremdschämen ein:
„Über seine delikaten Trompetenklänge auf ´Kind of Spain´ schrieb ein begeisterter Kritiker – und meinte das als höchstes Lob: Sebastian Studnitzky leidet ´still wie ein Pilger in der heißen Mittagssonne Andalusiens´.
Die Jazzpolizei war nicht dabei. Aber sie kann sich durchaus vorstellen, dass der Bundespräsident dieses Zitat- nein nicht im Stile eines leichten Blues, sondern mit einem Anflug von Ironie intoniert hat.
Ist doch bekannt, dass Frank-Walter Steinmeier auch früher schon den deutschen Jazz präsentiert hat, in durchaus rauheren Weltgegenden als im Garten von Schloß Bellevue.
erstellt: 31.08.19
©Michael Rüsenberg, 2019. Alle Rechte vorbehalten