What you have missed, 08.03.19

Medusa Beats

Es kam, wie es kommen musste.
Wer sich den Tourneeplan von Petter Eldh anschaut, sieht, dass er nicht mehr an allen Projekten/Bands live mitwirken kann, an denen er nominell beteiligt ist - will er nicht als Wiedergänger von GenschMan enden (Hans-Dietrich Genscher, 1927-2016, über den es hieß, er sei sich einmal in zwei entgegenkommenden Transatlantik-Flügen begegnet).
Der in Berlin lebende schwedische Bassist sagte Anfang des Jahres bei seinen Kollegen vom Trio Medusa Beats ab, in aller Freundschaft.
Die Premiere ohne ihn, am 8. März 2019, ging erstaunlich reibungslos über die nicht vorhandene Bühne des Kronleuchterfoyes im Opernhaus in Wuppertal-Barmen.
Anstelle von Eldh nun also Clemens van der Feen, 38, aus Leiden/NL.

Wie, den kennst du nicht? Nein, die Jazzpolizei ist ihm noch nicht begegnet und stellt ihm hinfort nichts als ein gutes Führungszeugnis aus.
Van der Feen´s Ton ist nicht ganz so holz-orientiert, er kommt mühelos mit den hier erforderlichen sprunghaften Baßlinien zurecht (auch in „Bruun“, einem Stück seines Vorgängers); er hat das Instrument nicht nur in Amsterdam, sondern auch in Detmold studiert (Klassik!), was seiner Bogentechnik sehr zugute kommt.
Medusa Beats Wtal 1
Benoit Delbecq präparierte sein Piano wie eh, obenauf ein Synthie für kleine Parallelläufe. Jonas Burgwinkel brachte sein Entzücken über das früh erkennbare Gelingen des Neustartes in verstärkt agilen Aktionen zum Ausdruck.
Obwohl, wie sich später herausstellte, ausschießlich bekannte Stücke zum Vortrag kamen, wollte sich ein anderer, ein leicht gewandelter Eindruck einstellen. Weniger perkussiv, weniger afrikanisierend, hier und da auch mitreißend in prächtigem swing.
Selten hat man Burgwinkel z.B. derart Max Roach´isch erlebt.
An einer Stelle, als Benoit Delbecq in die für ihn typische film noir-Stimmung eines Neo Cool Jazz eintauchte, wollte die Jazzpolizei sich nicht recht entscheiden, ob hier „Round Midnight“ oder „Summertime“ paraphrasiert wurde, während der veranstaltende Saxophonist Wolfgang Schmidtke eher zu „Angel Eyes“ neigte.
Zu beider Verblüffung hatten sie „Soon I will be done with the Troubles of this World“ gehört, den Gospelsong der CD.
So soll es sein.

erstellt: 09.03.19
©Michael Rüsenberg, 2018. Alle Rechte vorbehalten