Nur ein toter Jazzer ist ein guter Jazzer

Ein Diskurs, wie wir ihn aus anderen Kunstgattungen kennen, ist der Jazzpublizistik fremd. Ihre Versuche, so zu tun als ob, geraten oft zur Realsatire.
Federführend auf diesem Feld der
SPIEGEL (online), der - wir wiederholen uns - einst eine verantwortliche Jazzberichterstattung hatte, heute aber viel Wind vor der Hoftür entfacht. Und seien es Luftbewegungen der Qualität, die andernorts als "Gedankenfürze" verpufften.
Jüngst, unter SPIEGEL-"Wissen", rührt Hans Hielscher zusammen:
1. JVC-Festival eingestellt, damit verbunden 2. JazzTimes eingestellt. 3. Blue Note nimmt Götz Alsmann unter Vertrag, lässt aber Wynton Marsalis ziehen. 4. Sony veröffentlicht Reihe "1959 - Jazz´s greatest Year". 5. Im Verlag Jazzpresso, Bad Oeynhausen, erscheint der Band "Blue Note Photography“.
Wow, soviel Vergangenheit.
Diese Kette "regt" Hielscher allen Ernstes an "zum Nachdenken über eine Beobachtung des Jazz-Journalisten Josef Engels."
Dieser "
Experte" (Hielscher) postuliert etwas, für das es keinerlei empirische Evidenz gibt, nicht mal dergestalt, dass man einen kennt, der einen kennt, auf den laut Engels zuträfe: "dass der echte Fan seine Jazzmusiker am liebsten tot hat, weshalb er der Gegenwart, den Moden und dem Populären latent misstraut."
Statt einen solchen Geruch gar nicht erst zur Tür hereinzulassen, läßt Hielscher sich davon zu besorgten Fragen animieren:
"Ist das die Erklärung dafür, dass sich aktueller Jazz schlecht verkauft? Zählen wirklich nur die Toten?“



©Michael Rüsenberg, 2009. Alle Rechte vorbehalten