Jazz at Berlin Philharmonic II - Norwegian Woods ******

01. Ingen Vinner From Til Den Evige Ro (trad, arr: Reiersrud, Qvenild), 02. Can I come home now (Qvenild), 03. Have a little Faith in me (Hiatt), 03. Chicken Feathers (Steve Kuhn), 05. Jargo (Reiersrud), 06. Saeterjentens Søndag (Reiersrud, Wesseltoft), 07. Ned I Vester Soli Glader (trad), 08. Take it with me (Brennan, Waits), 09. Nobody´s Fault but mine (trad, arr: Qvenild, Slettajehl)

Solveig Slettahjell - voc, Bugge Wesseltoft - p, synth (except 2+5), Knut Reiersrud - g, harm
In The Country:
Morten Qvenild - p, synth (except 4-6), Roger Anrtzen - bg, Pal Hausken - dr

rec. 11.03.2014
ACT 9569-2, LC 07644

Fjorde, Gletscher, Wälder - das sind beliebte Topoi der gemeinen Jazzkritik in der Beschreibung des norwegischen Jazz. Ein Projekt unter dem Titel „Norwegian Woods“ (das damit keineswegs den Beatles-Klassiker, im Singular, meint) führt also geradewegs hinein, in diese Klischeewelt.
Aber, trotz Balladen und down tempo en masse - der Elegiefaktor dieses Unternehmens ist denkbar gering. Über weite Strecken hört man Balladen von Ergriffenheit, ohne Pathos.
Der Grund ist ein personaler: dieser Abend in Berlin erlebte die Wiederbegegnung der großartigen Sängerin Solveig Slettahjell mit dem querköpfigen Pianisten Morten Qvenild, jedenfalls für das ACT Label.
Manches aus dem Repertoire findet sich auf Alben, die die beiden in der vergangenen Dekade für das Münchner Label produziert haben, z.B. „Silver“, 2004. Dort nehmen sich diese Spezialisten des Zerdehnens von Standards „Take it with me“ von Tom Waits an sowie Nina Simone´s (die den Song gar nicht geschrieben hat) „Nobody´s Fault but mine“.
cover-norwegian-woodsEs ist der alles krönende Abschluss, im Tempo noch einmal heruntergenommen, mit der Blues-Mundharmonika von Knut Reiersrud als eine Art deus ex machina, die sich über den mächtigen Achteln aufbäumt, die in einem gewaltigen crescendo verglühen.
Prasselnder Beifall, zu recht.
Und es ist ein Rätsel, warum dieser 53jährige Gitarrist, Sänger, Harmonikaspieler, der in Norwegen genau so lange unterwegs ist wie alle Wesseltofts und Molvaers, es nicht mit ihnen auch in Mitteleuropa geschafft hat.
Sein „Sweet Showers of Rain“ von 2001 steht einzig da im Zugriff neuer Bearbeitungstechniken auf das gute alte Blues-Material.
Aber sein Aktionsradius geht darüber hinaus; Reiersrud spielt eine gewissermaßen „ethnologisch“ informierte akustische Gitarre, die facettenreich zwischen Blues und Raga changieren kann, z.B. im Duo mit Bugge Wesseltoft („Saeterjentens Søndag).
Ja, der ist auch dabei, zwar nicht durchgängig (so wie Morten Qvenild auch nicht), er spielt solo eine Ballade von Steve Kuhn („Chicken Feathers“). Aber die eigentlichen Bringer sind die Sängerin, der Bluesmann und der downtempo Pianist mit seinem Trio In The Country.
Beeindruckend wie es den Auftakt, das norwegische Kinderlied „Ingen Vinner From Til Den Evige Ro", das lange Zeit rubato läuft, peu a peu anshufflet.
Die Konzertbesucher jenes Abend in der Berliner Philharmonie (nein nicht im großen Saal einst der Berliner Jazztage, sondern bescheidener im Kammermusiksaal) werden in der CD-Edition eine Stimme vermissen: die des Trompeters Mathias Eick.
Der Produzent Sigi Loch schreibt dazu: "Mathias Eick ist nicht auf der Aufnahme zu hören, weil er (aus welchen Gründen auch immer) seine nachträgliche Zustimmung zur Veröffentlichung der Konzertaufnahmen nicht geben wollte. Da aber alle übrigen Künstler (insbesondere die Hauptsolistin Solveig Slettahjell) das großartige Konzert auch als CD sehen wollten, wurden die Titel mit Mathias Eick von Morten Qvenild editiert.“
Die CD-Käufer müssen ihn nicht vermissen.

erstellt: 15.10.14
©Michael Rüsenberg, 2014. Alle Rechte vorbehalten


 

 

 

 

 

TWikipedia: T is the 20th letter in the ISO basic Latin alphabet. It is the most commonly used consonant and the second most common letter in the English language.