Too much oldie business?

Richard-WilliamsDie Entscheidung ist bravourös, der Kandidat erstklassig - die Gremien werden frohlocken.
Denn der Erwählte wirft einen Schatten wie kein zweiter in Europa:
Redakteur des Melody Maker, 20 Jahre Autor der Times, BBC-Radio und -Fernseh-
moderator, A&R bei Island Records, Sportchef beim Guardian, Autor von Biografien über Bob Dylan, Miles Davis, Phil Spector und diverse Sportgrößen, publiziert heute den einzigartigen Blog The Blue Moment.
Ein Mann, der sich Marius Neset mit gleicher Hingabe widmet wie einem vergessenen Studiogitarristen der Motown-Ära, oder Laura Nyro oder Northern Soul.
Und, der seine jeweilige Zeitgenossenschaft gelegentlich mit Original-Tickets belegen kann.
Ab 2015 ist er Chef des Jazzfest Berlin:
auf den Oldie Bert Noglik, 66, folgt der Oldie Richard Williams, 67,  aus London.
Mit anderen Worten, das Regiment der alten Männer im Jazz (das auch solche beklagen, die selbst dazugehören) hält einen herausgehobenen Posten unserer kleinen Welt sicher im Griff.
Gemessen daran war die Wahl Tim Renners zum Berliner Kultursenator ein revolutionärer Akt.
Aber wer weiß; vielleicht werden wir in ein paar Jahren das jüngste Kapitel dieser Art britischer Noblesse aus Musik- und Sportsgeist genau so loben wie die davor liegenden.

erstellt: 17.10.14
©Michael Rüsenberg, 2014. Alle Rechte vorbehalten