Kenny Wheeler, 1930-2014

Im London der 70er Jahre nannte man ihn unter Kollegen "The Raver", der Wilde. Eine kleine Respektlosigkeit, die ausschließlich seinem zurückhaltenden Habitus galt, keineswegs seiner Kunst.
Denn da war er, der 1952 aus Ontario/Kanada nach London gekommen war, längst eine Hausnummer.
Kenny Wheeler hat, wie kein zweiter, den britischen Jazz von der vor-modernen Tradition über Bop und Jazzrock bis in den FreeJazz begleitet. Kaum ein UK-Projekt von Rang, das auf seinen warmen, wendigen und filigranen Trompeten- bzw. Flügelhorn-Ton verzichteten mochte.
kenny-weelerEr hat sozusagen mit allen gespielt, von Bruford bis John Stevens, und er konnte mit allen. Nicht zu vergessen seine außer-britischen Aktivitäten mit Anthony Braxton einerseits, mit Globe Unity und dem United Jazz + Rock Ensemble andererseits.
Nicht zuletzt hat er einige Stücke komponiert, die bleiben werden, es sind Standards, z.B. "Sly Eyes" und "Everybody´s Song but my own" und Alben, die zu Klassikern wurden wie z.B. "Gnu High" (1975).
Eine Zeitlang schon war er nicht mehr spielfähig, wie sein Sohn Mark mitteilt, war er vor wenigen Tagen aus einem Krankenhaus zurück in ein Altenpflegeheim in Essex gebracht worden, man wartete auf die Resultate einer umfangreichen Untersuchung.
Kenny Wheeler starb am 18. September 2014 im Alter von 84 Jahren.
Vor zwei Wochen erst wurde sein jüngstes Album abgemischt, aufgenommen zu Weihnachten 2013 in den Abbey Road Studios, mit einigen seiner Lieblingsmusiker: Stan Sulzman, ts, John Parricelli, g, Chris Laurence,b und Martin France, dr. Das Album wird Anfang 2015 veröffentlicht.

erstellt: 19.09.14
©Michael Rüsenberg, 2014. Alle Rechte vorbehalten