Soft Machine, italian style

musica-jazzWenn schon ein Saxophon-Quartett "Dedicated to you but you were´t listening" interpretiert (Delta Saxophone Quartet, 2007), warum dann nicht auch ein knapp 30köpfiges Orchester aus Italien, das zu diesem Zweck vier Vokalisten abstellt und das Delta-Arrangement aufgreift?
Die Jazzpolizei rutschte immer näher an die Stuhlkante, als sie vergangene Woche in Richard Williams´ vorzüglichem Blog The Blue Moment über das Artchipel Orchestra las, das nach Alan Gowen (National Health), Mike Westbrook und Fred Frith nun die wohl größten Helden Jazzrock-Britanniens an der Wende der 60er in die 70er in Angriff genommen habe: Soft Machine, und im besonderen Hugh Hopper (1945-2009).
"Fernando Faraó & Artchipel Orchestra play Soft Machine" sei, war da zu lesen, der September-Ausgabe von "Musica Jazz" beigelegt.
Der Zufall will es, dass wenige Tage zuvor der gute, alte Freund Francesco G. aus Roma sich meldet, ein ewig Zappophiler mit eigenem Blog
"Francesco, prego…"-
die CD ist da - und eine gewaltige Enttäuschung!
Hier kann die Jazzpolizei Richard Williams nun gar nicht folgen.
Robert Wyatt´s "Moon in June" kriegt das Ensemble noch ganz gut hin, wenn auch ohne einen Funken jener Einfälle, wie sie das Orchestre National de Jazz bei ähnlicher Gelegenheit ("Around Robert Wyatt", 2009) demonstriert hat.
"Dedicated to you…" geht halbwegs in Ordnung, aber "Facelift" und "Kings and Queens" rumpeln und pumpeln einher, dass man nach den Originalen von Soft Machine Third und Fourth ruft wie nach dem Notarzt.

erstellt: 29.09.14
©Michael Rüsenberg, 2014. Alle Rechte vorbehalten